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Peter und Paul. Abwechselnd Regen. Im Kärntnertor-Theater „Die Ehescheuen “, „Abdul“, im Theater an der Wien „La Clémence de Titus“, im Burgtheater „Défiance et Malice – Scherz und Ernst“, im Leopoldstädter Theater „Le Tableau parlant – Das redende Bild“, Oper in 1 Akt, Musik von Grétry. Früh kam Misko, ich verwies ihm seine Dummheit und hieß ihn gehen. Von da zum Justinus; wegen unserem Keller noch nichts; wie sehr man sich plagt, ohne Erfolg. Dann sagte er mir, dass mein Name in einem Buche aufscheint und dass ich angegeben sei, als korrespondiere ich mit dem Grafen. Aus allem wäre zu sehen, dass Napoleon über das Betragen der Ungarn sehr unzufrieden, sie darum [?; Satzende fehlt]. Ich hörte alles sehr gelassen, und antwortete sehr gefasst, ich sehe in dem Briefwechsel mit meinem Herrn kein Vergehen gegen die Franzosen, ich schrieb und schreibe nichts, als was hier öffentlich geschieht, man allgemein weiß und sieht, und bestehe darauf, wegen dieser ungerechten Beschuldigung selbst mit Charles zu reden, um mich zu rechtfertigen. Alles stürzt über mir zusammen, um mein Leben vollends zu verbittern ! Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, ging auf den Kohlmarkt und Graben, um mich etwas zu zerstreuen, und hörte, dass unsere Truppen in Dresden und Bayreuth sind und den Semmering besetzten. Heute wurden alle Flösse mit den Mühlsteinen, bei 100, die Donau abwärts geführt, die neu gebauten und zugerichteten Schiffe, mit blau-weiß-roten Flaggen bespannt, mit vielen Ruderern versehen und Versuche gemacht, stromaufwärts zu fahren. Auf die Lobau wurden vom Magistrat 400 Laternen requiriert, um damit die 2 Brükken, nämlich die auf Piloten geschlagene und die Schiffbrücke neben, zu beleuchten. Der Beleuchtungsinspektor mit den Laternanzündern wurde hinab beordert. Napoleon lässt für sich ein bequemes schönes Zelt in der Lobau verfertigen. Die Insel gleicht einer Festung. Auf der Bastei, beim Roten Turm, bevor man zur Hauptmaut kommt, wird ein Magazin und Schmiede erbaut und der ganze Platz eingefangen. Napoleon entsetzte mit einem Dekret von Schönbrunn den 17 Mai den Papst seiner weltlichen Würden und Besitzungen und gab ihm eine Apanage von 2 Millionen Livres. Brockmann war heute früh in Schönbrunn und sah um 9 h Napoleon bei der Wachparade. Abends wurden bei 2000 Gefangene nach Schönbrunn vorbei geführt, welche Napoleon ansah. Mittags allein, nach Tische zu Haus, um 5 h mit Therese, 2 Goldmann, Rodler und Kämpfler (?) zu Peter. Es wurde ihm zum Peters-Tag gratuliert, der sehr mühsam gearbeitete Tabaksbeutel, ein kleinerer und eine niedliche, mit Silber beschlagene Tabakpfeife verehrt; er freute sich sehr darüber. Wir nahmen Käse, Salami und Brot mit, tranken Bier, blieben bis 8 h, dann über die Bastei nach Hause. Heute wurde der Prozess über den erschossenen Sattler Jakob Eschenbach angeschlagen.
Band 06 (VI.), Seite 232v
29.06.1809
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