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Abwechselnd Regen, kühl. Im Burgtheater französisch „Le Cloison – Die Scheidewand“, Lustspiel in 1 Akt, „Adolphe et Clara“, opéra en 2 actes; im Kärntnertor-Theater „Une heure de Mariage - Kurze Ehe“, „Achille sur l’ Île de Scyros“, im Theater an der Wien „Semiramis“. Früh arbeitete ich zu Hause, dann machte ich mehrere Gänge wegen Entsiegelung des Kellers und erfuhr, dass im Falle des Bedarfs für die Spitäler nur inländische Weine gegen Bons requiriert würden. Heute kamen viele mit Ochsen bespannte Wägen mit Verwundeten aus Ungarn an und wurden in die kaiserlichen Ställe verlegt, auch von uns kamen Verwundete an. Nach 11 h bestieg ich mit Kridl den Turm von Maria Stiegen, wo Fellerer sein Magazin hat. Therese ging zur Terzaghi, und sagte ihr, wie sehr ich rastlos besorgt sei, die Öfnnung des Kellers zu bewirken. Fürst Paul, welcher gestern mit Metternich von Wieselburg zurückkam, wo sie 4 Tage auf die Ankunft des Dodin warteten, welcher nicht erschien, begegnete ich auf dem Kohlmarkt. Ich bat ihn wegen den unsrigen Tagesberichten. In Maria Stiegen hat Fellerer und Compagnie ein Heu- und Strohlager. Die Beamten Schwanenfligl (?) und Steinl haben die Aufsicht. Der Neveu des Kridl stieg mit uns auf den Turm. Napoleon hält auf der Schmelz Revue, welche wir deutlich sahen, ebenso gut die Brücke in die Lobau, ebenso die abgebrannten Örter Aspern und Essling und unser Lager an der Donau. Man hat von der Spitze eine unbegrenzte Aussicht. Nachher zu Justinus (?), um auch diesen zu bewegen, durch seinen Freund Charles, Direktor der geheimen Polizei, Wege einzuschlagen. Nach 12 h strich ich eine Weile auf dem Kohlmarkt herum. Mittags allein, nach Mittag mit Hornung auf die Glacis, oder eigentlich Holzgestätte vor dem Neuen Tor, wo um 5 h der Gouverneur von Österreich, Andreossi, über die aufgestellten, nicht zahlreichen Bürgercorps Revue hielt, und zu Fuß, begleitet von den bürgerlichen Stabsoffizieren und Adjutanten, die Reihen durchging. Später war ich 2 Mal bei Justinus, der mir sehr wenig Hoffnung gab, da es vom Dorn (?) abhängt, der sehr eigennützig und mit allen verfeindet ist. Ich gab ihm den Wink von einem großen Präsent. Später auf die Bastei, wo ich Therese mit Goldmann suchte, aber nicht fand, die Richart und Zimmermann sprach. Ging zur Burgtheater-Kasse, leer, dann im Regen nach Hause.
Band 06 (VI.), Seite 232r
25.06.1809
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