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Trüb, kühl, es erheiterte sich. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, die Fischer und Radichi mit Saal, sonst elend besetzt; im Theater an der Wien „Zum Goldenen Löwen“ und Pantomime „Amazoneninsel“. Bei uns wohnt General Razout, vormals Platzkommandant, der Wüterich zog in die Leopldstadt. Früh sagte ich dem Kammerdiener Joseph, er solle den General wissen lassen, dass man ihm nur Wirtshauswein auftischen kann, wenn er sich nicht verwendet, dass der Keller geöffnet wird; dann soll er auch wegen Führung eines kleinen Handels um Abnahme des Siegels bitten. Czernin versprach mir, es einzuleiten, dass sie alle in Corpore um Zurücknahme dieses Eingriffes ins Eigentumsrecht sich verwenden werden, und auch Josephine sagte, durch Savary, Herzog von Rovigo, hoffe man es durchzusetzen. Bis 10 h war ich zu Haus, später zum Grafen, Theaterkasse, Michaelsplatz, in Geisslers Gesellschaft. Mittags allein, Therese war in Angelegenheit der halben Gage bei Treitschke. Der Schuft empfing sie sehr kalt und bewies deutlich, dass er an dieser infamen Schikane wesentlichen Anteil habe. Gestern wurden 400 Gefangene von uns gebracht uns abends im Starhembergischen Freihaus eingeschlossen, wo die Halbscheid sich selbst ranzionierte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Gefangenen sehr beschenkt. Ein Gens d’ Armes widersetzte sich und bekam mit einem Bürger Händel. Dieser, ein junger Mann von 30 Jahren, Tischler vom Spittelberg und Werkführer seiner Mutter Teller, riss ihn vom Pferde und schimpfte Napoleon einen Räuber. Dieser Bürger wurde heute aufgesucht, man besetzte den ganzen Spittelberg mit starken Patrouillen und unterhielt Hausuntersuchung; gefunden, vor ein Kriegsgericht gebracht und abends nach 7 h Uhr unter Bedeckung von 300 Mann Infanterie und Kavallerie ausgeführt, und auf der Glacis zwischen Burg- und Kärntnertor von den gestern eingerückten Nassau-Usingischen Truppen erschossen. Mehrere 1000 Menschen versammelten sich. Ein allgemeiner Unwille und Murren entstand über diese Exekution. Heute nach Mittag ereignete sich in Margarethen ein ähnlicher Exzess. Ungefähr 60 Gefangene wurden von den Franzosen grob behandelt. Unser gedrücktes Volk fühlte dies lebhaft, fiel über die Franzos her, prügelte, verjagte sie und machte die Gefangenen frei. Die Franzosen feuerten unter das Volk, töteten 8 Inwohner und verwundeten einen. Alle Tage geschehen solche Aufläufe. Nach Mittag zu Peter, ich kam eben auf die Bastei, als man den Bürger ausführte und hörte die Schüsse, welche den Ärmsten mordeten. Dieser Teller [wurde] an der Jesuitenmauer bei der Getreidemarkt-Kaserne mit 9 Schuss, dann noch mit 2 Schuss gemordet. Dies erschütterte mich außerordentlich. Bei Peter hörte ich den ganzen Nachmittag, aber sehr ferne, kanonieren. Um 8 h zu Huber in die Kasse, mit Jean ins Parterre im Burgtheater, und warteten den letzten Akt ab. Es war leer. Therese war zu Haus, erhielt Besuch von der Witwe Pehaker und Richart, welche den gewaschenen Buberl brachte. Die Terzaghi war auch da und weinte über die Versiegelung des gräflichen Kellers.
Band 06 (VI.), Seite 231v
24.06.1809
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