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Trüb, kühl. Im Burgtheater erste Sectacles francaises, „Adolphe et Clara“, opéra en 1 acte, musique de Dalayrac, dann „Frosine, ou La dernière venue - Die letzte Ankunft“, opèra Vaudeville en 1 acte, de Radet. Früh arbeitete ich, es kam Liverati (?), ich schenkte ihm einen Plan der Schlacht von Essling von Treilich (?), schickte dem Fink und Reiff ()? Weine durch Misko (?), ging zum Fürsten Paul, Zeuner, schlenderte auf dem Graben und Kohlmarkt herum. Mittags allein, Neumann begleitete mich auf die Wieden. Napoleon ist noch in Schönbrunn, 2 russische Obristen, Csernisoff (?) und Gergolo (?) sind noch bei ihm. Im Haus fand ich Quarin, der uns erzählte, dass man ihm seinen Keller beraubte. Er war während dem ganzen Essen da. Um 4 h mit Goldmann und den Reimannischen zu Peter. Ein Sturm trieb uns den Staub so heftig in Augen und Mund, dass wir nichts öffnen konnten. Um 7 h zu Haus, restaurierte mich etwas, um 8 h ins Burgtheater zur Kassa, dann ins Orchester. Es war alles gesteckt voll. Die so gebildete Nation betrug sich äußerst tumultuarisch. Sie schrien, pfiffen durch den Mund und durch die Finger, klatschten einen Marsch und machten auf mich neuerdings den widrigsten Eindruck. Die Künstler sind sehr mittelmäßig. Mons. und Mad. Alexander (?) – sie ist ein hübsch gewachsenes, großes, aber schon passiertes Weib – und Mons. Bek (?) sind zwar Schauspieler ihrer Art, aber ihr Gesang ist unleidentlich. Als Frosine spielte sie so frech (?) so gewiss gemein (?), und unterschied die Charaktere als Schauspielerin, als Gascogner und als Javotte, Poissarde, so wenig, dass keine Täuschung war, und man mit ihr wenig zufrieden sein konnte. Ich höre, sie zahlen täglich 154 fl. für die Unkosten und 20 Prozent von der Einnahme. DeBachs Circus ist heute wieder geschlossen. Fürst Paul reiste mit Metternich Mittag nach Raab. In der Nacht Regen.
Band 06 (VI.), Seite 230v
18.06.1809
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