Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4337]

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1809
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Trüb. Früh schickte ich den Michael Berger mit einem Billett an Fink, dass er ihn mitnehmen möchte bis Wieselburg. Dann arbeitete ich zu Haus, wurde aber alle Augenblicke gestört. Um 11 h in unser Haus. Heute wurde aus dem Cavrianischen Haus der italienische oder englische Graf Conancon (?) von französischen Commissaires und Bürgerwache arretiert. Zur Fürstin Moritz Liechtenstein und zum Fürsten Paul, die mir Briefe nach Preßburg gaben. Bei der Geissler kaufte ich 52 Ellen Leinwand für 104 fl., bei Cappi einen Plan von Wien, bei Geistinger die Schlacht bei Essling. Heute sind auf morgen in der Burg französische Theater angekündigt. Im Kärntnertor-Theater wieder nach vielen Jahren die Tomeoni als „Molinara“, im Theater an der Wien „Wladimir von Nowgorod“; die Loge gaben wir dem Pepermann. Mittags allein. Ich suchte Fink in der Schwann auf, er versprach mir alles, was ich wünschte; dafür befahl ich ihm Champagner und dem Geschäftsträger Reiff (?) Tokajer und anderen Wein zu bringen. Misko (?) übergab alles. Nach Mittag schrieb ich, Therese ging zur Terzaghi, Hocheder, sang mit der Gitter. Ich besuchte um 7 h Peter, brachte die Schlacht bei Essling, blieb den Abend in seiner Compagnie und heiterte mich aus. Heute wurden zu Mittag wegen dem erlogenen Zurückschlagen bei Raab auf der Glacis vom Stuben- bis zum Kärntnertor, und nach Mittag von da bis zum Schottentor 12 Kanonen abgefeuert, welches Napoleon in seinem Tagesbefehl No. 58 als Artilleriesalven ankündigt. Heute eröffnet DeBach seinen Circus. Da der Prater, und besonders jener Teil so wenig besucht wird, so hat er nur eine magere Ernte zu erwarten. Der arme Stuwer ist sehr zu bedauern. Er hat mit seiner Familie und vielen Arbeitern keinen Verdienst. Der Augarten ist von allen Seiten geschlossen. Wegen täglich neu ankommender Fremder muss das von unserer Kanonade so sehr beschädigte kaiserliche Stallgebäude schnell zu einem Spital umgestaltet werden.
Band 06 (VI.), Seite 230r
17.06.1809
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