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1809
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Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Scherz und Ernst - Défiance et Malice“ und „L’ Île des Amazones“. Früh arbeitete ich, zum Rohrweck, ins fürstliche Haus, in die Theaterkasse und um 10 h mit Therese, Goldmann und Mafficioli in die Schottenkirche, A. W. Mozarts Requiem für den am 31. Mai verschiedenen Joseph Haydn von Tonkünstlern und Musikfreunden mit doppelt und vortrefflich besetztem Orchester ausgeführt. Vor der Kirchtür und in der Kirche selbst besetzten die Bürgergrenadiere des 2. Regiments, eingeteilt mit den Franzosen, die Wache. Die Kirche und Stühle waren samt dem Altar schwarz behangen, mit Wappen (?) und Lichtern verziert. Mitten war ein Castrum doloris errichtet, worauf die 7 Ehrenmedaillen. Der Prälat von Schotten sang das Requiem selber, die Hauptstimme sangen die Campi, Marconi – dermalige Schönberger –, Frühwald und Pfeiffer vom Hensler. Sie waren nicht gut gewählt, die Harmonie war nicht angenehm; die Campi hat keine Mitteltöne mehr. Die Instrumentierung war gut, nur einer Probe hätten die Instrumente bedurft. Staatssekretär Maret, mehrere Generäle, Stabs- und Oberoffiziere und viele andere Franzosen waren gegenwärtig. Wiens ganze schöne Welt erschien, die meisten in Trauer. Das Ganze war sehr feierlich und Haydn würdig. Therese ging zu Rösler, ich mit Peter in die Tischler-Niederlage an der Wien, dann zu Reimann, wo er Sesseln und Sopha von Nussbaumholz kaufte. Fußer, Großfuhrmann, saß an seinem Haus und erzählte, dass heute der Haber 14 fl. der Metzen, der Schober Stroh 50 fl, der Zentner Heu 40 fl. koste und gar nicht zu bekommen sei, dass er keine Pferde mehr halten kann und sich um den Verlust eines Pferdes nicht kümmere. Mittags alleine, nach Tische arbeitete ich, Therese ging mit Goldmann wegen Geld für die Csekonics auf die Landstraße zum Paur, dann ins Theater an der Wien. Ich ging zu Peter, brachte ihm Tabak, fand Moser, Klapper (?), Erhart, es kamen auch fremde Menschen. Ich empfahl mich und ging auch an die Wien in die Loge; später kam Reimann mit Familie nach. Mich[ael] Berger kam von Preßburg und brachte mir gar nichts außer einer Menge Briefe. Rasend toll war ich auf den dummen Kerl. Er erzählte, dass in den Auen vor Preßburg unter dem Kommando des Generals Hofmeister mehrere Batterien errichtet sind, dass 4 Regimenter Infanterie, 7 Bataillone Landwehr und das Kavallerie-Regiment O’Reilly, zusammen 14.000, liegen, dass Ehz. Johann bei Raab stehe und sich sein Corps bis ins Steirische ausgedehnt sei; dass Preßburg von der Kittseer Breiten von der Allee von den Franzosen schon 2 Mal beschossen wurde, nämlich Sonnabends am 3 Juni von 5 h nach Mittag, nachts von 10 h, und am Montag, 12. Juni, Mittag von 11 bis 2 h. Es wurden mehrere Dächer beschädigt, Rauchfänge stürzten ein, Kugeln fuhren durch die Zimmer, zerschmetterten Türen und Fenster, auch einige Menschen kamen zu Schaden. Unser Wüterich Coehorn (?) gab heute Tafel auf 25 Personen mit Musik, welche sicher 500 fl. kostet.
Band 06 (VI.), Seite 229v
15.06.1809
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