Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4334]

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1809
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Kalt, mehrere Regengüsse. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Weinlese“, im Theater an der Wien „Semiramis“, Im Leopoldstädter Theater „Idas und Marphisa“. Jahrestag der Schlachten von Marengo und Friedland. Früh arbeitete ich, Therese besuchte Treitschke und Weigl, um mit ihnen wegen der Beleidigung der halben Gage zu reden, die ihr beide Verwendung bei Hartl zusicherten. Ich glaube nicht daran. Mit Rodler zu Reimann, um mehrere Möbel zu bezahlen, in die Theaterkasse. Gestern gaben wir die Loge der Spuler, heute dem Hörr. Später zur Geissler, kam in Peters Compagnie, zur Rivolla. Mittags allein, nach Tisch kam Peck und schrieb an Weigl wegen Rücknahme des Dekrets. Er, der junge Huber, St. Martin (?), Ernst (?), Franzoni (?) wir fuhren ins Zivil-Spital, waren bei Eckharts Ordination, durchgingen die Zimmer, wo ein junges Mädchen und ein Wassersüchtiger sehr interessant waren. Von da in den Irrenturm, es wurde eben ausgespeist. Wir durchgingen alle 5 Abteilungen; manche waren sehr interessant. Der Unterarzt Prohaska (?), ein wenig gefälliger Mensch, führte uns herum. Die meisten Armen bettelten, in der 2. Abteilung ließ uns einer nicht vom Fleck. Der Wärter machte uns frei, da sagte der Narr zu seinen Kameraden: „Wenn Ungarn nicht will, hält Östreich nicht still.“ Von da ins Militär-Hospital. Auf der Währingerstraße sahen wir ein Rendezvous von der Baldauf (?) mit Seydl (?), wobei auch der Hauptmann war. Scheder (?) und Derezel (?) führten uns herum, dann in den Botanischen Garten, dessen Lage ich wenig anpassend fand. Ein Unterarzt begleitete uns. Um 7 h zu Haus, hörte von Theater, dass Treitschke in aller Hast bei uns war, den Bescheid mit der Ablehnung nahm und sagte, er habe Hartl in einer billigen Laune getroffen und erwarte Abänderung des Ganzen. Therese blieb zu Haus, ich ging zur Karilla und um 9 h ins Bett. Heute sah ich mit Peter wieder das Anstehen und Warten auf Brot. Die Leute müssen 4, auch 5 Stunden warten, um für 6x ein viel zu geringes und kaum geniessbares Brot zu bekommen. Allzeit gehen von jedem Bäcker 200, auch 300 Menschen zurück. So einen Mangel hat in Wien niemand erlebt. Ich bange vor den Folgen; in den Vorstädten geschehen täglich Exzesse.
Band 06 (VI.), Seite 229v
14.06.1809
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