Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4333]

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1809
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Trüb, kalt, abwechselnd Regen. Früh arbeitete ich, später zum Hofer, in die Theaterkasse und in Peters Gesellschaft. Im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, „Raul Blaubart“. Hofer schilderte mir die Strenge und Menge der französischen Kriegs-Requisitionen, und führte mir zum Beispiel an, dass der Fürst vom Eisenstädter Distrikt binnen 6 Tagen 168 Ochsen und eine ebenso verhältnismäßig große Zahl an Früchten, Wein und Heu zu leisten und die Inwohner die Magazine selbst zu bewachen haben, sonst käme zu jedem Magazin noch eine Kompanie von Soldaten zu verpflegen. In dieser Gegend ist keine Viehzucht, also muss dem Bauern sein Vieh aus dem Pflug gespannt werden. Die Teuerung beginnt ebenfalls in hohem Grade zu steigen. Früh ½ 4 h ritt Napoleon zum Tabor, rekognoszierte die ganze Gegend, dann machte er eine Tour über die Bastei, sah die Umgebung der Stadt, die ihm gefiel, und fuhr wieder nach Schönbrunn. Klimbke, der alles schwarz sieht – so wie Gewey alles rosafarb sieht; beide sind Narren ihrer Art – besuchte mich und sagte, die Franzosen seien schon in Ofen, auch, dass unter französischem Schutz eine französische Schauspieler-Gesellschaft angekommen sei, sie aber mit der hiesigen Direktion nicht über die Bezahlung einig werden kann. Therese ging zu Phillebois, Salieri, und Kridl gratulieren, letzterer mit Eckhart waren unsere Gäste. Wir feierten sein Namensfest und waren so beruhigt, als es in unserer so prekären Lage sein kann, obwohl er uns viel Tröstliches erzählte, leider mit wenig Grund. Gestern sind von unseren Ständen eine Deputation – Graf Jos[eph] Pergen, V[ize]-Präsident der Hofkammer, und Graf Johann Hardegg, Oberstjägermeister – an den Kaiser wegen Lebensmitteln abgegangen; ihnen wurde der Weg über Ofen vorgezeichnet. Diese Erlaubnis, und die Freilassung der 4 Geiseln kostete den Ständen ein Douceur von einer Million. Bei Czernin wohnt nebst dem Marschall Savary, Herzog von Rovigo sein Adjutant Charles, zugleich Direktor der geheimen Polizei, ein starker, fetter, sehr annehmbarer (?) Mann, von mehr als 40 Jahren, den sein Hausherr (?) ganz gewonnen hat. Nach Mittag ging Therese mit der Goldmann in die Landstraße um Geld für die Csekonics, aber vergebens. Ich arbeitete, besuchte die Rodler, war bei Brandl, schwätzte mit Gewey, Er ließ mir sein Lob über die Landstraße lesen, versicherte mich, dass alles gut ginge und so weiter. Abends suchte ich Compagnie, ging aber vor 9 h nach Haus und ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 229r
13.06.1809
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