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Kühl. Im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Clemenza di Tito“, Bohdanovics als Vitellia. Der Revident Schön wurde gestern durch den Wüterich Coehorn (?) arretiert, aber wieder freigelassen, weil andere für ihn baten. Früh schrieb ich, suchte im fürstlichen Haus Hofer (?) auf, später auf die Landstraße, sprach Suchodolsky. Ich hörte, dass der Vizekönig von Italien, Beauharnais, sein Hauptquartier in Güns habe. Stessel und meine Schwester schrieben, dass die Franzosen überall requirieren, besonders aber die fürstlichen Güter sehr hernehmen. Ich schrieb beiden, dankte für Butter und Brot. Um 4 h besuchten wir Eckhart, ich ging in die Totenkammer, um wegen Haydns Kopf zu sehen, dann spazierte ich eine Weile herum. In der Totenkammer fand ich ein hübsches Mädchen von kaum 18 Jahren und 2 blessierte französische Offiziers, die sehr interessant waren. Negri ging mit uns. Therese ging mit Goldmann nach Haus, wir zum Brandmayer, zur Donau, von der Ladegestätte bis zum Schanzel. Sahen alle die Menge von Flössen, wozu sie unseren Bauholz-Vorrat verschwendeten, alle Ketten und Mühlsteine requirierten. Die Flösse sind keilförmig gebaut und haben mitten stets die stärksten Bäume, vorn und rückwärts Ruderbänke. Ich blieb bis 9 h in Compagnie. Obermayer war in Nussdorf und sah dort das geplünderte Haus des Schikaneder, wo der höchste Mutwille und Raubsucht zu finden ist. Mein Barbier schwor mir heute, 15 gefangene Russen gesehen zu haben. Heute wurde Preßburg von den Kittseer Breiten zwischen 11 und 2 h zum 2. Mal, aber mit wenig Wirkung beschossen. Unsere blieben ruhig.
Band 06 (VI.), Seite 229r
12.06.1809
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