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1809
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Sehr windig, warm, unmäßiger Staub. Im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Bescheidenheit und Argwohn - La susceptible“, Komödie in 1 Akt; im Theater an der Wien „Idas und Marphisa“. Um 4 h schon ging Sepherl um Fleisch. Unser Gast ist sehr reinlich, er putzt und reinigt schon den ganzen Morgen, ist sehr artig und still. Früh kam die Muhme Tischlerin, klagte über Mangel, an Verdruss (?), weinte, jammerte. Wir schenkten ihr und suchten sie zu trösten. Den Vormittag schrieb [ich] und setzte meinen Brief fort. Therese gab ihre Lektionen. Gestern wurde Regierungssitzung wegen Erhebung von 3 Millionen fl. zum Einkauf von Lebensmitteln gehalten, der Kaufmannstand berufen, welcher gleich eine Million subskribierte. Rauch- und Schnupftabak fehlen, weil alle Zufuhr aus Ungarn gesperrt ist. Die Tabakgewölbe schließen zu. Aus dem bürgerlichen Zeughaus wurden bei 5000 Gewehre abgenommen, welche dem Landsturm verteilt wurden und ins kaiserliche geführt. Mit aller Anstrengung wird in diesem Tag und Nacht an Munition gearbeitet, die Gewehrfabrikanten Oesterlein (?) und Frühwirth müssen Tag und Nacht an Verfertigung neuer Gewehre arbeiten lassen. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, Therese und Goldmann waren zu Haus. Jungmann kam mit Decaen vom 56. Infanterieregiment, der seit 14 Tagen auf der Lobau bivakierte und viel ausgestanden hat, besuchten uns. Wir hatten große Freude, ihn nach der Schlacht wieder gesund zu sehen. Decaen erählte mir noch, dass auf der Insel Lobau täglich 2000 Menschen an Verschanzungen arbeiten, um im Falle eines Überganges von den Unsrigen gesichert zu sein. Er forderte uns auf, die mit der Türkenkette befestigte Brücke und alle Verschanzungen zu sehen, und versprach uns abzuholen, wenn ihn nicht ein Gefecht überraschen und abhalten sollte. Später erhielt Therese ihre dem Hartl gegebene Schrift zurück, mit dem Bescheid „ In das Gesuch kann nicht gewilligt werden“, 6. Juni und Sonnleithners Unterschrift. Ich erwartete nichts Besseres, nur wollte ich meine gerechte Galle ergießen. Abends 7 h ging ich auf die Bastei, Therese und Goldmann mit mir. Wir machten die ganze Tour und waren um 9 h zu Haus. Heute hielt Napoleon Revue auf der Schmelz über 4 Infanterieregimenter. In der Nacht wurde von 2 bis 5 h wieder stark kanoniert, man glaubt, es war bei Ebersdorf.
Band 06 (VI.), Seite 227v
07.06.1809
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