Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4318]

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1809
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Ein warmer Tag. Im Kärntnertor-Theater „Les Organes de la Cerveille“. „La Vendange“, Ballet; im Theater an der Wien „Le Procureur de Mariages“. Früh schrieb ich, um 9 h mit Therese und unserer gegen Suspension des halben Gehaltes verfertigten Protestations-Schrift zu Hartl. Er war verreist. Ich ging in unser Haus, um die Zuckerbäckerei zu revidieren. Sah eine ganze Reihe von Wägen mit rohen und halbfertigen Cotton-Fabriksprodukten in die Stadt führen, hörte, dass Passau und Umgebung einer Festung gleiche, dass die Fenster seiner äußeren Häuser vermauert sind. Heute ist wegen Mehl-, Brot- und Fleischmangel ein Zirkular angeschlagen, dass wegen Zuführung die wirksamsten Massnahmen von der Regierung veranstaltet sind, dass man durch unmäßigen Vorkauf nicht wirklichen Mangel herbeiführen möchte; dann, dass das französische Gouvernement bestimmt sei, zur Erleichterung der Einquartierungslasten das Militär in Kasernen und andere öffentliche Gebäude zu verlegen und sich selbst zu verpflegen. Man möchte von Seiten der Hausherren nur Bettstätten, Bettgewand, Strohsäcke, Tische, Geschirr beischaffen. Ich war eine Zeit in Peters und Mosers Gesellschaft. Im Herumgehen sah ich die Franzosen wieder an Flössen arbeiten. Sie führten viel Artillerie an der Donau herab. Von den Wällen ist das Meiste herabgeführt. Roose gab mir Brauns Zirkulare vom 7. Februar 1804, ich ließ es durch Röckel kopieren. Mittags waren der geplünderte Mayer, dem man auch seine ganze Gartenplanke raubte, nebst Rosalie unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich. Therese sah um Brot. Ich besuchte das fürstliche Haus, Therese die Goldmann. Schlenderte herum, kam zum Peter, sprach Zeuner und ging zeitlich in die Stadt. Ich hörte, dass das Corps von Bernadotte geschlagen und unsere Truppen unter Kolowrats Kommando am 25. dieses in Linz eingerückt sind. Die Franzosen führen die schwere Artillerie von den Wällen an die Donau zu den Schiffsmagazinen und haben den ganzen Platz mit einer Ladenwand eingeschlossen. Heute ersuchte die Hofrätin Stöger Therese, wegen drückender Ausgaben nur 2 Mal die Woche zu kommen. Der Assessor vom Criminale und Magistratsrat Huber rief mich heute wegen dem eingesperrten Franz Obermayer auf der Hauptmaut-Bastei an und fragte mich nach seiner Aufführung, nach seinem Dienste und ersuchte mich und Walter, den er auch rufen ließ, morgen um ½ 10 h auf dem Stadtgericht zu erscheinen. Er stahl 6 Kaffeelöffel beim Fürsten und einen beim Stadion; unseliger Leichtsinn !
Band 06 (VI.), Seite 224v
29.05.1809
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