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Ein trüber kalter Tag. Im Kärntnertor-Theater „Die Eifersüchtigen - Les Jaloux“, „Weinlese - Vendange“, im Theater an der Wien „Raul Blaubart“, im Leopoldstädter Theater „Teufelsmühle“. Bei Keglevich ist Dorsenne, bei Claparède ausquartiert. Früh zu Hause, ich arbeitete, schrieb an den Grafen, Keglevich, sah in unserem Hause nach, ging in der Stadt herum. Therese gab ihre Lektionen. Mittags mit Eckhart und Therese zu Peter speisen. Vor Tische erhielten Therese und Nina Dekrete vom 24. Mai mit Hartls und Sonnleithners Unterschrift, worin ihnen bekannt gemacht wird, dass sie sich bei den traurigen Verhältnissen vom 1. Juni an mit dem halben Gehalt begnügen müssen, bei günstigeren Verhältnissen sie sich aber um den Nachtrag melden können. In der Nacht starb in der Burg bei der Schwester der Inspektorin der General Weber an einem Schuss in den Leib, nachdem vorher an seiner Seite sein Sohn durch einen Bajonettstich fiel. Unsere Gefangenen werden nach Nancy abgeschickt. Heute wird von den Franzosen um Nussdorf mit aller Anstrengung geschanzt, sonst ist alles ruhig. Heute wurde aus dem kaiserlichen Zeughaus die große Kette, wovon 5 Glieder 100 Pfund wiegen, und welche von uns im Jahre 1682 beim Einfall der Türken zur Sicherung der Donau gebraucht wurde, abgeholt und zu nämlichem Zwecke von den Franzosen in Schiffe eingeladen. Sie führten selbe auf der Donau gegen Simmering hinab. Sie sind auf der Donau äußerst ungeschickt, haben alle Augenblicke Anstände, fahren an Seilen, welche am Ufer gehalten werden, und kommen doch nicht fort. Heute wurden 2 Franzosen wegen Exzessen erschossen. Nach Tisch kam der junge Huber mit einem Bekannten zum Peter, nach 6 h gingen wir zusammen in die Stadt, Therese und Eckhart jedes nach Haus, ich in der Stadt herum. Wir sahen von uns Gefangene bringen, gingen ins Kärntnertor-Theater, um 9 h ins Bett. Am hellen Tage werden schon die Häuser geschlossen. Heute sind in der Reitschule 360 Kranke.
Band 06 (VI.), Seite 224r
25.05.1809
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