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Ein trüber Tag. Therese war bei Jeanette gratulieren. Früh arbeitete ich, zu Haus, nach 10 h in Peters Gesellschaft, seit Sonntag sah ich sein Gärtchen nicht. Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Wirrwarr“, im Leopoldstädter Theater „Der bezauberte Wasserfall“. Therese gab ihre Lektionen. Vom Magistrat wurden 12.000 eiserne Klampfen und Zimmerleute gegen Bezahlung von täglich 50 fl. zum Brückenbau requiriert. Heiss erzählte uns, dass Napoleon verwundet in der ausgeplünderten Mühle des Müllers Fischer zu Ebersdorf sich befinde. Folgende Generale sollen teils an Wunden, teils auf dem Schlachtfelde geblieben sein: Marschall Lannes, der Schwager des Kaisers, Savary, D‘ Espagne, und Geniedirektor Bertrand, Davoust vermisst, Masséna, Oudinot, St. Hilaire, LaGrange, Claparède, Mouton, Boudet sind verwundet. Die Donau wächst sehr an. Man versichert sich, dass ein Corps von 6000 Franzosen auf einer Insel bei Ebersdorf sind, welche schon unter Wasser ist und dieselben zu kapitulieren zwang. Den Ehz. Johann sollen aus Italien Macdonald und Beauharnais verfolgen, Bernadotte nähert sich mit seinem Corps. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an Keglevich, später auf die Bastei. Therese lehrte die Rivolla. Gestern und heute ist alles ruhig. Die Kundmachung an die Bewohner Wiens ist vom Platzkommandanten angeschlagen, dass heute morgens französische Soldaten vermisst werden. Solche zu verbergen ist unter der Würde der Nation. Binnen 48 Stunden sind solche auszuliefern, oder jene, bei welchen sie gefunden werden, werden vor eine Militär-Kommission gebracht und nach aller Strenge des Gesetzes bestraft. Sie haben außerordentlich viele Deserteurs. Dann ist befohlen worden, vor jedem Hause einmal zu kehren und zweimal zu spritzen. Zur Ablieferung von Scharpien wurde das Publikum auch aufgerufen, Der Exgeneral Sherlock (?) wurde von französischen Gouvernement binnen 24 Stunden von Wien abgeschafft. Er reiste ab und die Nalej-Neuville entfloh mit ihm; zum Andenken nahm sie der Theater-Direktion ihre Kleider mit. Gegen Abend brachte man den General Weber, der bei Aspern schwer verwundet wurde, gefangen in die Stadt, zu beiden Seiten 8 Soldaten mit geschultertem Gewehr, sein Chirurg und Diener; Soldaten trugen ihn. Durch das Kärntnertor kamen heute wieder einige Infanterie-Regimenter frischer Truppen, auch ließen sich in der Stadt viele Garden sehen. Sie sind prächtig adjustiert; das Ganze ist ebenso elegant als militärisch. Ihre vergoldeten Helme, mit Tigerfellen besetzt, Rossschweifen und an der linken Seite mit Federbüschen geschmückt, sind sehr schön.
Band 06 (VI.), Seite 223v
24.05.1809
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