Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4309]

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1809
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Warm. Im Kärntnertor-Theater „Phädra“, im Theater an der Wien „Strandrecht“, „Geheimnis“, im Leopoldstädter Theater „Teufelsmühle“. Früh wurde gearbeitet, die Proklamation kopiert, meine Briefe fortgesetzt, dann in der Stadt herum rekognosziert. Mein Fuß schmerzt mich so sehr, dass ich hinken muss. Noch brennt es seit 10 Tagen bei Johann Pálffy, der hintere Teil des Hauses muss ganz grausam zerrissen und wieder aufgebaut werden. Es ist Mangel an allem, besonders an Dachziegeln, und muss (?) kann indessen nur auf den vorderen Traktat (!) ein Ladendach erhalten. Heute ist kein Rindfleisch zu bekommen, das schlechte Kalbfleisch kostet 1 fl., Butter 7, auch 8 fl. das Pfund; sonst kann man fast nichts erhalten. Heute und gestern schwammen viele Franzosen auf der Donau herab, auch einzelne Teile, Kopf, Füße, Hände. Früh 4 h fuhr ein Floss mit 2 Kanonen und 20 Mann durch Ungeschicklichkeit der Schiffleute an ein Joch der Schlagbrücke an, das Floss stellte sich ganz auf, Kanonen und Mannschaft stürzten herab, ertranken und nur 2 Mann retteten sich. Heute früh kamen wieder mehrere französische Infanterieregimenter hier an, hielten Rast und marschierten zum Teil über die Landstraße nach Ungarn wieder ab. Ich besuchte Giáy, er kam von Ofen. Von diesem hörte ich, dass die Kaiserin allda in der betrübtesten Lage ist, die meisten Magnaten anwesend und der Kaiser mit dem Carl an der Donau bei der Armee sind. In Raab traf er ungefähr 4000 Insurgenten, nicht ganz bewaffnet, uniformiert, viel weniger exerziert. Wenige Komitate sind beisammen, drauf ist nicht zu rechnen. Mittags allein, nach Mittag vollendete ich meinen Brief an den Grafen, schrieb auch dem Stessel, weil der Pölt hinabfährt. Noch war der Division[sgeneral] Claparéde im Quartier und schon übergab man es dem Gen[eral] Barbanègre, so endet die Last gar nicht. Ich schrieb bis 8 h abends, schon wurden meine Augen schwach. Mit des Grafen, Keglevich’s und Stessels Brief sendete ich den Aloys zu Giày. Bei Nussdorf begingen 60 Mann der Landwehr einen Wagestreich. Sie fuhren an das diesseitige Ufer der Donau, nahmen ein Piquet von ungefähr 20 Mann, einen Oberst mit einem Stabschirurg, welche eben nach Klosterneuburg fahren wollten, samt Bagage auf der Straße gefangen und fuhren in eben dem Augenblick ab, als die Franzosen Sukkurs erhielten. Zwei Mann Landwehr wurden gefangen, und auch diese entriss ihnen das Volk in Lichtenthal und misshandelten die 12 Mann Eskorte. Zur sicheren Passage von Lebensmitteln aller Art sind nebst den französischen Gens d’ Armes 60 Mann von den Bürgercorps aufgestellt, und der famose Schönfeld zum Kommandanten erschaffen worden. Sie beziehen täglich 2 fl und sind bei Müllnern, Bäckern und anderen Lieferanten einquartiert. Ihre Pflicht ist es, die Transporte mit den Franzosen zu begleiten. Pfändler (?) erzählte mir mit Ängstlichkeit und warnte mich, dass die Franzosen viele Menschen von der Straße abfangen, und zum Brückenbau bei Nussdorf oder Schwadorf bei Schwechat, dem Fries gehörig, treiben, wo ihre Armeen stehen.
Band 06 (VI.), Seite 222r
20.05.1809
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