Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4307]

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Warm. Vom Schutt-Abbrechen der abgebrannten Häuser unerträglicher Staub. Niemand spritzt, reinigt die Straße. Die alte Ordnung ist ganz gestört, vernichtet. Peter ließ mir sagen, dass in der Leopoldstadt und Landstraße noch alles Militär liegt, also auch der Übergang noch nicht gelungen haben. In den beiden Vorstädten mögen bei 50.000 Mann liegen. Wie sehr sind da die Einwohner gedrückt. Im Kärntnertor-Theater „La Forêt de Hermannstadt“, im Theater an der Wien „L‘ Acte de Donation - Der Schenkbrief“. Die Cavaliere der Direktion verließen Wien, ohne die Kassen zu decken. Hartl nahm sich der Direktion an und sorgt für die Gagen. Ich besuchte die Terzaghi, welche in der Paniglgasse 16 Artilleristen haben, die der Tafeldecker verpflegt; in unser Haus, dann zum Fürsten. Eben kam der Mayerknecht Fröhlich an. Ich eilte nach Haus, schloss meine Briefe, Baron Peck brachte mir auch eine Abschrift, die ich samt einem Brief von mir an den Stessel schickte, und ihm noch jenen an den Keglevich und meinen Grafen anschloss, mit der Bitte, selbe gleich mittels Expressen nach Preßburg zu spedieren. Nach 2 h fuhr Fröhlich fort. Ich war sehr froh, diese Last vom Halse zu haben; möchten sie ihnen nur in die Hände kommen. Ich begegnete Quarin, dem ich 12 Bouteillen Ratzelsdorfer und Nesmüllner schickte. Dieser erzählte, dass die Franzosen heute Pechfakkeln, Pechstränge, Stroh und dergleichen requirieren, um vermutlich durch Brand der jenseitigen Ortschaften den Übergang zu erzwingen. Nina war unser Gast. Nach Mittag zu Peter, wir waren allein mit Jungmann, sprach Erhart. Die Franzosen fingen alle Schiffsknechte zusammen, bauten Flösse und bestimmten, in der Nacht den Übergang über die Donau unter dem Lusthause bei Simmering zu versuchen. Abends waren mehrere Regimenter an der Donau bis zur abgebrannten Franzensbrücke aufgestellt, mit einer ganzen Reihe Artillerie und Munitionskarren unterstützt. Vom Hofkommissär war angeschlagen, dass auf Befehl des Hr. Generalgouverneurs Grafen Andreossi alle Offiziers und andere Individuen, welche Kriegsgefangene sind, sich allsogleich im Kriegsgebäude beim Oberst Belloutte (?) melden, wo wegen ihnen das Weitere bestimmt werden wird. Die schärfste Ahndung folgt dann, wenn sie nicht gingen. Beim Baptist Batthyány wohnt der General Berthier, aide de Camp Napoleons. Ich besuchte die Rohrweck, welche noch gar nicht gefasst ist. Sie wohnen beim LaRoche und ziehen wieder aus. Ich war bei ihm im Gewölbe.
Band 06 (VI.), Seite 220v
18.05.1809
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