Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4302]

4302
1809
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Ein warmer Tag. Einmarsch der Franzosen vormittags. Heute sind es gerade 3 ½ Jahre, dass sie feindlich einzogen. Am 13. November 1805 kamen wir in ihre Macht, da genossen sie den rauen Herbst, nun empfinden sie den lieblichen Frühling. Heute vor einem Jahr spielten wir beim Nitschner das Quodlibet zum Namensfest der Oberstin Wachter von Wachtersberg. Nun sollen wir noch 20 Mllionen zahlen. Vor und auch nach Mittag wurde bei uns alles rangiert und geordnet. Beim Janitz im 3. Stock, bei Eckhard am Graben alle Möbel von Haubitzen zerschmettert, und Rohrweck, dessen Quartier, es ist gewölbt, einzustürzen droht, hat beinahe alles verloren. Er zieht zum LaRoche in sein Haus. Ich trug ihm des Grafen Wohnung an. Der redliche Mann dauert mich außerordentlich. Schon gestern abends wurden die Tore geöffnet und heute früh auch das beim Roten Turm. Früh kamen schon Franzosen, und nach 10 h kamen sie bei mehreren Toren regimenter-, auch kompanienweise in die Stadt und besetzten mit unseren Bürgern die Wachtposten. Beim Fürsten ist der Herzog von Istrien, Marschall Bessières wieder, beim Grafen Divisionsgeneral Claparède, beim Keglevics Divisionsgeneral Graf Dorsenne einquartiert . Ich war eben bei Wiesinger, als Hausinspektor Schwabe mir eine Menge Prätensionen machte, die Scheich nicht den Mut hatte, abzuschlagen und die ich mit Bestimmtheit versagte. Peter mit Jungmann waren bei uns, zusammen besuchten wir die Karilla, die sich ziemlich gut befindet. Heute kamen die Vorstädter herein und kümmerten sich um unser Schicksal. Im Lerchenfeld haben die Franzosen sehr geplündert, mehrere Inwohner verwundet und getötet. Mittags allein, nach Mittag in die kaiserlichen Ställe. Ich dachte mir den Schaden grösser, Albert vom Fürst und Porz (?) waren mit mir. Wir sahen den Platz, wo die zerstörenden 6 Haubitzen standen und hörten, dass heute auch die Bombenkessel und schwere Artillerie ankamen und wir diese Nacht noch weit schlimmer bedient worden wären. Ohnehin brennt es schon seit 2 Tagen, weil es an zu vielen Orten brannte. Pálffy mag ½ Million Schaden haben. Die Häuser am Anfange der Laimgrube, das Gardehaus und Nachbarschaft haben sehr gelitten. Viel Inwohner wurden verwundet oder getötet. Die Steinmetzhütte vor dem Kärntnertor brannte ab. Abends zu Peter, dessen Gärtchen sich in einigen Tagen recht schön grünte, blieb eine Stunde, dann nach Haus. In der Leopoldstadt wimmelt es von Franzosen und auch deutschen Truppen. Über dem Prater sah man eine furchtbare Röte, man sagt, Korneuburg brenne. Die Franzosen sollen schon in Preßburg sein. Ich ging mit Umlauf und Goldmann in der Stadt herum. Die Muhme Tischlerin holte ihre aufbewahrten (?) Sachen ab und klagte, dass ihr Sohn bei der Landwehr hier gefangen worden sei. Ganz entkräftet legte ich mich um 9 h ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 218v
13.05.1809
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