Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4296]

4296
1809
5
7
Die ganze Nacht und Tag kalter Regen, heftiger Wind, in den Gebirgen fällt Schnee. Zu unseren Tagen der Gefahr gesellt sich noch das schlimme Wetter. Proklamation von Ugarte wegen Verproviantierung der Stadt. Die italienische, St. Anna- und Franziskanerkirche wurden heute gesperrt und zu Magazinen verwendet. In dem Landsturm-Patent ist befohlen, dass sich jeder mit Waffen aller Art, dann in Ermanglung dessen mit Sensen, Sicheln, Prügeln, dann mit Brot auf 5 Tage und sonstigen Lebensmitteln versehen soll. Alle Tore, außer Stuben- und Rotenturm-Tor, werden geschlossen und verrammelt. Auf den Basteien werden meistens 36pfündige Kanonen aufgeführt. Heute hielten wir auch Institutssitzung, bei welcher ich 2000 fl. zur Einlegung in die Instituts-Hauptkasse übergab. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“ und „Abdul“, im Theater an der Wien „Der lustige Schuster“. Wanzmann erzählte, dass vom Theater alle Gewehre, Lanzen, Hellebarden, Säbel abgefordert wurden. Jean kam auch voll Angst und bat um Mehl für die Feigl. Ich ging zur Terzaghi, um sie zu trösten. Therese aß allein, ich machte mich in Peters Gesellschaft, um zu sehen, ob Bschaidner heute male, er erschien aber nicht und wir speisten in Jungmanns Gesellschaft allein. Am Eck der Leopoldstadt war das Patent vom Landsturm angeschlagen. Auf den St. Stephans-Platz wird das Bauholz gelegt. Die Parteien der oberen Stöcke an der Bastei sollen ausziehen. Ich machte trotz dem Sturm die Tour auf die Bastei und fand die Mörser, Bombenkessel und meisten Kanonen noch auf den Wägen. Im Prater ist ein Verhau und an der Franzensbrücke sind grimmige Brückenköpfe errichtet. Wir sahen beim Schanzl das Salzbeamten-Haus schleifen. Nach 4 h nach Haus, auf der Brücke begegnete ich dem Maximilian und Suite, er will gegen den Prater. Die Flucht dauert ununterbrochen fort. Der Markt ist mittels Dekret aufgehoben. Das Gewühl von fliehenden, ausziehenden und rettenden Menschen ist außerordentlich. Ich schrieb an Keglevich und meine Mutter. Der Fürst echappierte abends nach Eisenstadt, und da mir Stuppan die Nachricht brachte, dass die Franzosen wegen Anschwellen der Enns und Donau im Vordringen aufgehalten sind und Hiller sich mit Carl vereinigte, so schrieb ich auch der Gräfin. Heute waren die Hausfrau, Hocheder – welche mit Nagy beschlossen hat, nach Ofen und weiter nach Debreczen zu reisen – dann die Caroline, welche mit der Mnischek (?) nach Frain reiset, bei uns und nahmen Abschied. Nun ist alles unserer Gesellschaft getrennt. Werlen nahm schon am 1. nach Tresdorf Abschied und wir bleiben allein hier.
Band 06 (VI.), Seite 215r
07.05.1809
Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b