Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4294]

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1809
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Kalt. Früh arbeitete ich, dann zum Stessel, der auch heute abreist, dann in das Haus des Grafen, von dem ich sehnsuchtsvoll einen Brief erwarte. Im Burgtheater „Ostade“, „Weinlese“, Im Kärntnertor-Theater „Rettung für Rettung“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, im Leopoldstädter Theater „Haus in Wien“ Schenk (?) vom Neuling kam von Kassel und erzählte, dass am 23. und 24. April allda ein Bauernaufstand gegen den König Hieronymus unter Anführung des Gardeobristen Dörnberg ausbrach, der nicht ganz unterdrückt werden konnte, dass die Königin entkam und er im Palaste sich befindet, von Garden und Wachen mit gespanntem Hahn bewacht. Wenn dies nur von Folgen wäre ! Der König erließ eine Proklamation, worin der die Kasseler um Beistand auffordert und den Dörnberg für infam erklärt. In und um Wien schanzen mehr als 10.000 Menschen, jeder erhält 1 fl., Brot und Einquartierung. An den Toren werden die Mauthäuser, Wachstuben, Werkstände, im Stadtgraben die Magazine, Laboratorien und dergleichen abgebrochen und geschleift. Beim Roten Turm siehts gräulich aus. Auf den Basteien werden die Brustwehren erhöht und Kanonenbetten aufgeworfen. Ich schlenderte vor Mittag mit Peter herum, die Brandlische und Röckel waren unsere Gäste. Nach Mittag ging Therese mit ihr und Hocheder zum Roten Turm, um eben bayrische und französische Offiziers zu sehen, welche in Tirol gefangen wurden und sie auf die Wachtstube brachten. Ich schrieb den ganzen Nachmittag an den Grafen, von dem ich auf einmal 2 Briefe und um 9 h abends eine Estaffette erhielt, an die Gräfin und Keglevich die vollständigsten Tagesberichte. Die Hocheder und Schmidt waren den Abend bei uns. Therese war bei Terzaga.
Band 06 (VI.), Seite 214v
05.05.1809
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