Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4283]

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1809
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Ein finsterer Tag. Meines würdigen Vaters Namensfeier, sanft ruhe er. Feierliche Kriegsprozession von den Augustinern zu St. Michael, den Schotten, Hof, St. Peter nach St. Stephan, die Gewölbe und Theater sind geschlossen. Die Kaiserin, Hofstaat, alle Kanzleien gehen mit, die Bürgercorps paradieren. Therese ging mit Nina zur Bayer (?), dann mit Caroline auf den Straßen herum Das Ganze ist rührend und feierlich. Ich ging um 7 h zum Grafen und um 8 h auf die Straßen. Mittags allein. Ich sprach mit dem Fürsten, der durch einen Jäger vom Moritz die Nachricht erhielt, dass er außer Landshut bei einem Verhau durch die Hand geschossen, und sein Bruder Louis durch seinen rechten, noch gesunden Fuß einen Schuss bekam, bei Gelegenheit, als die Vereinigung von Davoust mit Masséna gestört wurde.. Am Eck der Drei Laufer sah ich die Prozession, die volle 2 Stunden dauerte. Die Kaiserin und alle Damen hatten schwarze Voiles. Ich kam zwischen Silko (?) und Freundin zu stehen. Den übrigen Vormittag beim Grafen, der wegen dem Schlag und der Nachricht, dass wir zurückgedrückt werden, sehr düster war. Nach 1 h war erst die Prozession geendigt. Die Kaiserin fuhr mit der Louise und dem Kronprinzen von St. Stephan zurück, aber nicht in Gala. Nach Mittag waren Peck und Rökkel da, ich fuhr zum Lackierer, zu Liebisch, dem ich die Gilets zahlte. Blieb bis 6 h beim Grafen, wohin einer nach dem anderen mit Nachrichten kam. Der Erste war Stuppan mit der Nachricht, dass Carl bei Ingolstadt den Napoleon geschlagen habe. Ich lief gleich nach Haus, um es Therese zu sagen, die an Kopfschmerzen lag und sie vor Freuden verlor. Bald nachher fuhr sie zur Probe von „Adam in der Klemme“, samt Divertissement. Ich kam auch hin und erzählte, dass Carl vom Schlachtfelde nur mit Bleistift schrieb, welchen Zettel der Kaiser der Kaiserin sandte. Ich blieb bis 8 h in der Probe, dann trank ich in Compagnie Bier, um 9 h nach Haus. Therese fuhr nach der Probe noch zur Akademie bei der Stöger, sang mit der Henriette ein Duett aus „Adelasia und Aleramo“ von Mayr, und kam erst um 11 h nach Haus. Die Fürstin Leopoldine und der Fürst fuhren zu Moritz nach Landshut, sie vermuteten ihn aber in Linz schon zu treffen. An Vinzenz nahmen sie einen Brief mit. Alle Straßen sind voll freudetrunkenen Menschen.
Band 06 (VI.), Seite 212r
24.04.1809
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