Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4280]

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1809
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Schneegestöber, rauer Wind. Der Schnee fällt so häufig, dass er auf Dächern und freien Plätzen liegen bleibt. Die feierliche Prozession in 5 Kirchen, welche Kaiserin, Familie und Hofstaat begleiten sollte, ist vereitelt; alle Bürgercorps sollten en parade Spalier machen. Die Prozession ist wegen bösem Wetter abgesagt und bis auf einen schönen Tag verschoben. Den ganzen Vormittag beim Grafen Keglevich, der heute abreiste. Heute sind wegen Kriegs-Andacht alle Theater geschlossen. Mittags waren Kridl und Lang unsere Gäste, auf Fastenspeisen außer Schinken. Ich schrieb meiner Mutter und schloss ihr Tagesberichte der Armee bei. Therese hatte heute keine Probe, lehrte dafür ihre Scholaren. Nach Tische wurden erst die Theaterzettel angeschlagen, im Burgtheater „Erste Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Geheimnis“ und Mälzels künstlicher Trompeter in Albert-Kürassiers- und bürgerlicher Uniform. Nach Mittag zum Grafen und ins Komödien-Bierhaus, und mit Therese, Hocheder, Schmidt, Martin, Kridl und Lang ins Theater an der Wien, in die Loge. Ich sah auf dem Theater das Arrangement des Zeltes aus weiß und blau gestreiftem Taffet, das Einsetzen der Walzen, sprach mit Mälzel, Rohrimthal (?), Mayer und nahm den Castelli zankend in die Loge mit, worüber alle bange wurden. Der Trompeter unterhielt uns sehr. Heute erschien der 5. Tagesbericht aus Landshut am 17. April 1809, worin bekannt gemacht wurde, dass die Avantgarde unter FML Jellachich am 16. Vormittag um 11 h in München eingerückt. Der König und sie haben sich unter französischem Schutz nach Augsburg geflüchtet. Nach Mittag besuchte uns Peck, für Röckel geht’s gut.
Band 06 (VI.), Seite 211v
21.04.1809
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