Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4276]

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1809
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Vor Mittag heiter und warm, nach Mittag trüb und großer Staub. Früh 7 h große Prozession von St. Stephan nach Mariahilf, um 12 h zurück. Therese ging zu Quarin, seine Einladung zu benutzen, die Prozession zu sehen, und brachte ihm ihr Stammbuch, um unter die schöne Devise seinen Namen eigenhändig zu schreiben. Ich sah die Prozession auf der Straße zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag beschäftigt war. Um 12 h kam ich in Geisslers, Stadlers, Jungmanns und Werlens Gesellschaft. Letzterer erzählte mir, dass er mit 500 fl. entlassen sei, wie schändlich ! Im Burgtheater zum ersten Mal „Thekla, die Wienerin“, Schauspiel in 5 Akten von F[riedrich] W[ilhelm] Ziegler. Spielt in Wien im August 1278, also vor 531 Jahren. Die Stadtgegend um Maria Stiegen ist von Janitz. Im Kärntnertor-Theater „Grenzstädtchen“ und „Belebtes Gemälde“ im Theater an der Wien „Biedersinn und Vaterlandsliebe“. Mittags war Peck und sein Kanzleigefährte Stoka (?), ein Italiener, unser Gast. Ich musste gleich nach Tische zum Grafen, Offenheimer, fuhr mit Jungmann und Kutschersfeld zur Breuner (?) zur Mariahilfer Linie, zum Peter, dann ins Theater. Therese war schon da, später kamen Jungmann und Geissler, Ullmann mit Czaczek, die Goissner (?) drängte sich ein, Werlen, auch Richart war im Zirkel und ganz zuletzt erst kam Peter. Der 1. Akt ist gut, die übrigen langweilten. Brockmann als Kono von Haslau spielte vortrefflich; Lange als Albrecht, Sohn Rudolfs von Habsburg, war ganz heiser und es fehlte ihm alle Kraft. Weissenthurn als Thekla gefiel nicht besonders. Ziegler wurde vorgerufen und sprach: „Nach hundert und hundert Jahren werden Wiens Bürger mit Gemeingeist und hochherzig handeln.“
Band 06 (VI.), Seite 210v
17.04.1809
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