Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4267]

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1809
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Kalt, gefroren, doch heiter. Früh arbeitete ich, um 8 h zum Grafen. In Geschäften zum Auersperg, Stessel, Theaterkasse, dann zu Keglevich. Im Burgtheater „Hass allen Weibern“ und „Briefwechsel“, Lustspiel in 2 Akten; im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“, dann „Helena und Paris“ Nach langer Zeit soll die Nalej-Neuville nach des General Sherlocks (?) Abschaffung wieder tanzen. Früh zahlte ich und hörte, dass heute der Kaiser zur Armee abreiste. Eine Proklamation an die Völker Österreichs ist mit Würde und Energie geschrieben. Ich versandte selbe an meine Mutter, Csiba, Gittig, Persanter und die Gräfin. Mittags allein, nach Tische kamen Peck und Jeanette. Ich sprach mit Kárner wegen Geweys Oper „Er hält richtig Wort“. Dann bei Peter, um bei der Versetzung des Teichs an Rooses Monument gegenwärtig zu sein. Um 7 h zum Spektakel ins Kärntnertor-Theater, Therese blieb zu Haus mit Werlen und Caroline. Leeres Therese. Peck sagte mir, dass die Neuville schon zur Probe durch 2 Polizeikommissäre gebracht wurde, wovon einer Müller war, wo sie erklärte, sie tanze nicht. Man drohte ihr mit dem Polizeiarrest, sie antwortete, dies könne man nicht, denn sie begebe sich in den Schutz der französischen Regierung und ihrer Gesandtschaft. Dies half nichts, sie wurde geradenwegs ins Polizeihaus geführt und blieb auch da. Zu Hause erklärte sie vor 4 Zeugen, sie tanze nicht eher, bis die Franzosen in Wien sind. Nach der Oper annoncierte Neumann für morgen, dann trat Baumann hervor und sprach: „Wegen mutwilligen Hindernissen der Mad. Neuville kann das Ballett nicht gegeben werden. Sie ist bereits der Behörde zur Zurechtweisung übergeben worden“ – allgemeines Klatschen und Bravo-Rufen – „statt dessen wird das Divertissement von Herrn Taglioni „Das belebte Bild“ gegeben“. Ich ging dann auf’s Theater, sprach mit Treitschke, Sonnleithner, Neumann, die erzählten mir umständlich von der Bosheit dieses Weibes. Sie muss bis Ende Monats im Arrest bleiben, dann wird sie über die Grenze geschickt. Fiat Justitia..
Band 06 (VI.), Seite 209r
08.04.1809
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