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1809
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Ostersonntag. Ein rauer, feuchter, trüber Tag. Im Redoutensaal die „Wehrmannslieder“ von Collin mit Musik von Weigl und Gyrowetz, zum Vorteil der Wohltätigkeitsanstalten. Früh arbeitete ich, schrieb an den Grafen einen langen Brief, expedierte mehrere Gegenstände und besuchte Filath. Ging zu Peter, wo ich mit Jungmann und seiner Marie speiste. Bei uns war Moreau 2 Mal und brachte einen Schlegel mit. Er fand mich allein, ich lud beide für Dienstag zum Speisen. Um 12 h kam Ullmann und Jungmann, wir machten uns darüber, aus dem Ablass des Bassins den Kopf der Roose, welcher da seit 3 Monaten eingemacht und vor der Kälte wohl verwahrt ist, herauszunehmen und nachzusehen, wieweit im Wasser die Fäulung der Muskel, Bänder und des Fleisches vorgerückt ist. Ein Pestgeruch verbreitete sich bei der Eröffnung des Schaffes. Der Unterkiefer und die Zähne lösten sich gleich los; mit einem Messer und gespitztem Holz wurden die Fleischfasern, Bänder u. dgl. so viel wie möglich losgelöst. Der Kopf ist sehr stark fleckig, wild, grünlich, voll Fett-Teilen. Ich besorge sehr, dass er durch sie Sonne und Wasserbleiche weiß wird. Wir wuschen ihn oft in frischem Wasser, gaben ihn nach geschehener Reinigung in frisches Wasser und versperrten das Schaff in der Grotte. Als der Actus schon vorüber war, kam der Arzt Weiß. Wir zeigten ihm den Kopf, auch er ist besorgt, dass er nicht weiß wird. Nach Tische kam Werlen, wir blieben in seiner Gesellschaft bis ½ 6 h, dann nach Haus. Bei uns war der junge Nitschner samt Frau, um die morgige Einladung zum Speisen zu wiederholen. Heute ist der Jahrestag, dass bei Nitschner der große Theater-Jux gewesen. Im Redoutensaal war es gedrängt voll. Ich fand Nitschner, Hocheder, Etzelt, Kárner. Ich ließ uns Sitze bringen, da kam der alte Stephanie mit seiner Geliebten Frey (?), der Hausfrau von den Drei Tauben. Ich überließ meinen Sitz, wir blieben beisammen. Der Enthusiasmus war ungeteilt, doch war schade, dass niemand vom Hofe erschien. Beim Herausgehen traf ich wieder Nitschner und Erhart. Therese speiste allein zu Haus, fing ihre Batist-Tücheln zu stopfen und schlingen an und hatte den Abend die Hausfrau, Schmidt und Werlen bei sich.
Band 06 (VI.), Seite 208r
02.04.1809
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