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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Intermezzo“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“, Grüners Einnahme. Früh zum Grafen, Keglevich und Kárner, der noch immer kränkelt. Therese gab heute wieder alle Lektionen. Mittags allein, es kam Weber und sagte, dass sich die Brandlin so verschlimmere, dass sie kaum den heutigen Tag aushalten wird. Er bat mich gleich hinzukommen, welchem ich auch entsprach. Wie sehr leid ist mir um das vortreffliche Weib ! Vor 3 h war ich schon bei der Brandlin, fand sie äußerst schwach und dem Tode nahe. Wassersucht und Lungenbrand zehren ihre Kräfte äußerst schnell auf, denn sie warf lauteres Blut aus. Er, Vinzenz und Reserl waren zu Haus, dann auch die Grünwald, Rottensteiner und Bauer vom Wüff (?), welcher das Testament schrieb. Ich sprach mit ihr, tröstete sie und hob sie ein bisschen auf die Polster, ließ von mir einen Schlafsessel bringen, in welchem sie aber nicht lange blieb. Mit Vinzenz fuhr ich in die Fuhrwesen-Kaserne zum Wachtmeister Schiffer (?) vom Befehls-Departement, ein artiger Mann, und bat ihn aus, bei seiner Mutter bis zum nahen Tod bleiben zu können. Auch Kleinheinz kam und bat mich, wegen seinem Oratorium um 5 h mit ihm zu Kárner zu kommen, welches ich auch zusagte. Ich blieb bei Brandl bis 5 h, dann zu Kárner. Ich war kaum fort, so verschied die Dulderin, die gute Mutter, würdige Hausfrau und treue Freundin. Sie brachte ihr gramvolles Leben bis ins 63. Jahr. Die Familie verliert ihre Stütze. Kárner empfahl ich Kleinheinz, blieb bis 6 h, dann ging ich ins Theater an der Wien. Sehr voll, ich fand gleich Compagnie, langweilte doch und schlief viel. Bei Therese war die Schmidt, Werlen und die Rekonvaleszentin Jeanette.
Band 06 (VI.), Seite 205v
20.03.1809
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