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Ein rauer, stürmischer Tag, abwechselnd Schnee, unerträglicher Staub. Hinrichtung der Manns-Mörderin Therese Kandl mit dem Strang. Im Burgtheater „Mathilde von Gießbach“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel an den Fenstern“ und „Weinlese“, im Theater an der Wien heute Vorstellung auf Einnahme der jungen Witwe Jos[ephine] Fischer „Theseus und Ariadne“. Der Graf überließ mir die Loge, welche Hörr erhielt. Um 7 h beim Grafen, da überraschte mich mein Bruder, welcher von Strinzendorf außer Stockerau mit Urlaub auf einen Tag kam. Ich freute mich herzlich, ihn zu sehen. Um 8 h ging ich auf den Stock am Eisen-Platz, und sah die Mörderin mit dem hohen grauen Wagen zum Galgen führen, und zwar mit 3 Pferden. Sie ist blond, ein volles Weib, gemeines Gesicht. Sass allein, vor ihr 2 Pfaffen, wovon einer wie ein Zahnbrecher schrie, hinter ihr und zur Seite 3 Henkersknechte, die sie an Stricken hielten. Auf ihrem Schoss an einem blauen Band ein großes Kreuz. Den übrigen ganzen Vormittag beim Grafen. Mittags waren Peter und Jungmann unsere Gäste. Mein Bruder kam nach Tisch, auch die Goldmann. Wir fuhren nach 3 h hinaus zum Galgen, da sah man sie vom Winde herumtreiben. Sie war ganz weiß gekleidet. Ihr Rock war dreimal mit Stricken gebunden, ihre Hände und Füße sehr stark zusammengeschnürt. Es waren trotz des teuflischen Wetters viel Menschen und Wägen draußen. Um 5 h zum Grafen, um 6 h nach Hause, machte es mir bequem, las die Apologie der Gräfin Lichtenau. Es war die Schmidt bei uns. Therese ist besser, geht aber nicht aus.
Band 06 (VI.), Seite 205r
16.03.1809
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