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Wie gestern. Im Kärntnertor-Theater „Merope“, Hendel spielt sie, im Burgtheater „Waisenhaus“. Der Eisstoß überschwemmte in der Nacht einen großen Teil der Roßau und Leopoldstadt. Früh zum Grafen und 2 Mal in die Porzellanfabrik. In der Schmied- und Drei-Mohrengasse fuhr ich durchs Wasser. Schon fährt man mit Schiffchen und geht auf Treppen. Niedermayer führte mich auf die Altane des Hauptgebäudes, von da überblickte ich die Verwüstungen des Eisstosses bis zur Donau. Alles ist ein See und teilweise mir Eis bedeckt. Der Garten und Fabrik des Puthon sind mit den meisten Häusern und allem Holz im Wasser. Mittags allein, nach Tische zum 3. Male in die Porzellanfabrik, von da über die unter Wasser stehende Holzgestätte zur neuen Brücke, und durch die Neugasse zum Augarten. In dieser Gasse strömte das Wasser und Eis schauerlich, es warf hohe Wellen und reichte den Pferden an den Bauch. Philipp mit den Postzug-Schimmeln führte uns. Von da zum Peter, dann in den Prater, der ganz voll Wasser ist und in welchen niemand fahren darf. Wir fuhren bei der Franzensbrücke herauf und nach Haus. Abends machte ich der kranken Jeanette einen Besuch, ging ins Kärntnertor-Theater, setzte mich ins Orchester und fand, dass die Hendel recht brav spielte. Sie wurde vorgerufen und sprach in hoher Begeisterung von erhabener Herrschertugend, mächtiger Mutterliebe, dem großen Bilde eines großen Weibes, dem sie diese Aufnahme dankt.
Band 06 (VI.), Seite 197v
30.01.1809
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