|
4193
1809
1
24
Den ganzen Tag schneite es. Reise des Grafen nach Preßburg. Im Burgtheater zum ersten Mal „Erst Ernst, dann Scherz“, Original-Lustspiel in 3 Akten von F[riedrich] W[ilhem] Ziegler, vorher „Der Buchstab“. Im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Weinlese“, im Theater an der Wien „Camilla“, Holbein tritt als Herzog auf. Am Vormittag beim Grafen, in der Ungarischen Kanzlei beim Präs[idial ?]-Sekr[etär] Vlasics (?), bei Stessel. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag zum Brandmayer, zu Peter, um den Rosenwirth (?) zu zitieren, der nicht erschien. Abends zu Hause. Die Hocheder, trotz Einladung und Zusage, ging mit Martin ins Theater an der Wien, vernachlässigte und beleidigte uns. Gewey, Mafficioli, Umlauf, Goldmann waren da. Ich gab ihnen ein kleines Souper, dann las Gewey den 2. Akt des „Pygmalion“, der uns vortrefflich unterhielt. Erst nach 10 h trennten wir uns. Nachtrag (bei 26.01.) Ich war bei Kárner, der mir erzählte, dass Zieglers Lustspiel „Erst Enst, dann Scherz“ unter aller Kritik schlecht sei, dass man in Sorgen war, das Militär werde die vielem Militär-Sottisen laut und öffentlich rügen. Es wude ausgelacht uns ausgepfiffen. Nicht viel besseres Schicksal hatte Holbein als Herzog, er fiel ganz durch. Heute schrieb der Fürst an Iffland, er möchte ohne Verzug seine Final-Dezision geben, ob er bis Ostern hier sei und mit ihm die Regie teilen will, oder nicht. Des Königs Rückkunft könne man nicht abwarten. Die Direktion versichert ihm 18.000 fl. Gage, jährlich eine Einnahme, freies Quartier und Equipage, 4000 fl. Reisekosten und 15.000 Taler Vorschuss zur Bezahlung seiner Schulden, in 3 Jahren abzuziehen. Schmidt erhält den Befehl, bis Ende Hornung zurück zu sein, Iffland mag kommen oder nicht.
Band 06 (VI.), Seite 196v
24.01.1809
|