Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4163]

4163
1808
12
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Christtag. Die Barometer fallen, die Witterung lässt nach. Den Vormittag beim Grafen, dann zu Haus. Heute schrieb ich das Gedicht in Theresens Stammbuch ab, um selbes rein zu haben. Um 12 h sprach ich Zeuner, später Richart. Werlen begleitete mich bis zur Schlagbrücke, ich ging zu Peter speisen. Jungmann war auch zu Haus, Weiß speiste auch mit. Vor Tische sahen wir die Quart (?) unserem Kopfe nach und erschraken sehr, als wir im Schaffe das Wasser fast gefroren fanden. Der Kopf wurde herausgenommen, das Eis im Schaffe mit siedendem Wasser aufgetaut und nach Mittag einstweilen der Kopf wieder am alten Platz mit aller Vorsicht hereingestellt, aber einstimmig beschlossen, selben in das Abflussreservoir des Bassins zu stellen und das Schaff unten, von allen Seiten und oben stark mit Mist zu verschlagen. Unterm Essen war dies allein der Gegenstand des Gesprächs. Nach Mittag spät kam Prinz. Ich trank nur eine Schale schwarzen Kaffee und machte mich auf den Weg nach Haus. Nach Mittag fing es zu schneien an und schneite die ganze Nacht so stark wie gestern. Der Schnee ist so tief, dass man sehr schwer geht. Ich fand Therese mit der Gerlitz, welche mit Nina zu Wallis auf Musik und Souper fuhren. Ich entschuldigte mich wegen nicht Wohlsein, schrieb zu Hause, las in Langes Biographie und ging um 7 h in den Redoutensaal zur Kantate für die armen Bürger „Die Rückkehr des Vaters“, der 1. Teil mit Musik von Seyfried, der 2. von dem am 2. dieses verstorbenen Kapellmeister Ant[on] Fischer, Text von Seyfried. Die Bürger hielten die Wachen. Die Milde, Weinmüller und Radichi sangen. Es war zum Drücken voll; vor 6 h traf den armen Tagwerker Bauer im kleinen Redoutensaal der Schlag.Vom Hofe war niemand da. Ich unterhielt mich mit Joël und Stoll, welchen mir ersterer aufführte; wir sprachen viel von Schiller. Nach der Kantate ins Bett. Therese kam um 12 h, unterhielt sich mittelmäßig und fand die vorjährige Gesellschaft. Der Seltreh (?) verlor seinen Brillantring.
Band 06 (VI.), Seite 192r
25.12.1808
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