Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4155]

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1808
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Strenge Kälte. Ein feierlicher Tag für die Verehrer von Schillers Muse. Im Kärntnertor-Theater zum Vorteile der hinterlassenen Witwe und Kinder des großen Dichters Friedrich von Schiller zum ersten Male „Phädra“, Trauerspiel in 5 Akten,aus dem Fanzösischen übersetzt von weil[and] Fr[iedrich von Schiller], dann folgte „Schillers Feier“, aus Stellen des unsterblichen Dichters in seinen Werken zusammengesetzt von H[errn] Grafen von Bentzel, die Symphonie und Musikbegleitung von Kapellmeister Umlauf. Schon um 8 h ging Therese zur Theaterkasse wegen Sitzen und Loge für Quarin, und verlor eine ganze Stunde. Ich befinde mich heute besser, ging zur Rodler, in des Grafen Haus, suchte Peters Compagnie und begab mich um 12 h in die Generalprobe von „Phädra“ und „Schillers Feier“. Schiller lebte als herzöglich Weimarischer Hofrat in Weimar, war ein steifer, großer hagerer Mann mit rötlich blonden Haaren, kränkelte lange und starb im [Zahl fehlt ] Jahre den 9. Mai 1805 halb 6 h abends an der Auszehrung. Er wurde nachts am [Zahl fehlt ] in der 12 Stunde von Gelehrten getragen ganz einfach zur Erde bestattet. Er hinterließ Frau und 4 Kinder. Schillers letzte Arbeit war das Trauerspiel „Demetrius“, wovon nur 3 Akte fertig. Stoll (?) erhielt die gleich nach seinem Tode abgenommenen Gipsabdruck ganz ähnliche Büste, welche auch heute auf dem Theater aufgestellt ist. Umlaufs Musik war gut. Mittags allein. Nach Mittag 3 h gingen Therese, ich, Goldmann, Werlen mit unseren Platzaufhebern ins Theater, wozu sich auch Hörr gesellte. Schon da war das Gedränge außerordentlich, ich wurde zurückgetrieben und kam erst später hinein. Wir postierten uns alle zusammen. Goldmann Josephine brachte Rohrweck ein Billett, er, Jungmann, Peter, Schmirer und Frau, Käufler (?), Bab[ette] Gold, Richart, alles war in einem Kreise. Wir unterhielten uns, bis es begann. „Phädra“ machte kein großes Glück, desto mehr gefiel „Schillers Feier“, welche eine starke halbe Stunde dauerte. Die Bekränzung von Schillers Büste durch Brockmann erregte allgemeines Klatschen. Die Gruppierung aller Charaktere aus Schillers Meisterwerken war schön geordnet. Weissenthurn als Stuart, Lange als Macbeth, Ochsenheimer als Wallenstein und Roose als Wilhelm Tell gefielen
Band 06 (VI.), Seite 191r
17.12.1808
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