Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4121]

4121
1808
11
13
Ein starker Nebel, gegen Mittag heiter. Im Burgtheater „Fiesko“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel“ und „Zerstörung von Pompejanum“, im Theater an der Wien „Blaubart“. Degen probierte heute wieder seine Flugmaschine mit Luftballon unterstützt. Waldeisel (?) brachte Therese Obers, und ich beglückte ihn mit einem ganz guten casimirenen Beinkleid. Joseph las Zeitungen und ich hatte viel Spaß mit ihm wegen seinem Sprichwort „Kinderei“. Den Vormittag las und schrieb ich fleißig, schickte zum Jean, der ein Wechselfieber hat und dem selbes gestern ausgeblieben ist. Um 11 h fuhr ich mit Joseph zum Peter, nahm ihn und Jungmann mit und fuhren zum Wasser, dann durch den Prater zum Feuerwerksplatz. Schon war Degens Ballon, gelb und rot, 19 Schuh im Durchmesser gefüllt und seine Flugmaschine bereitet. Um 1 h war zum Auffluge bestimmt. Wir strichen von außen herum, sahen den Apparat und die ankommenden Menschen, Weiß kam auch zu uns und so wurde es 1 h. Da begaben wir uns in den eingeschlossenen Platz, sprachen mit seinem hübschen, blonden schwangeren Weibchen, kauften Beschreibungen seiner Maschine mit Kupfer. Wir fanden viele Bekannte und so kam uns die Zeit bis 2 h kurz vor. Da stieg Degen – ein magerer, blonder, mittelmäßig großer Mann von mehreren 50 Jahren, himmelblau, ganz eng gekleidet, mit gleicher Kappe auf dem Kopf – auf der rechten Seite des Feuerwerksplatzes in die Höhe. Er schwebte mehrere Minuten ober der Galerie und dem Parterre, ließ sich dann hinter der ersteren nieder, erhob sich zweimal. Das letzte Mal mag er die Höhe von 70 bis 80 Klaftern –so hoch wie der Stefansturm – erreicht haben. Dies gab ein interessantes Spektakel. Von der Höhe warf er Kupferabdrukke seiner Maschine herab. Der Ballon hing an der Schnur, das Sinken und Steigen hängt von der Flugmaschine ab, insoweit hat er den Ballon in der Gewalt. Durch 10 Minuten blieb er in der Luft. Diese Zeit war zu kurz, dann erhob er sich nur einmal bedeutend. Ich schreibe dies seiner Ermattung zu, weil er auch schon Probe machte, und erwarte den 2. Versuch besser. Um 3 h kamen wir zu Peter ter, er und ich aßen allein. Nach Mittag kam Jungmann, wir saßen bis es dämmerte, gingen dann ins Burgtheater „Fiesko“ zu sehen. Ich sprach einen Augenblick Patsch, sah dann ins Kärntnertor-Theater. In beiden war es so voll, dass ich um 8 h schon zu Hause war und mich zur Ruhe begab. Therese hatte die Hofrat Stöger und Schwester zu Besuch, die ich bei Degens Versuch in Schutz nahm.
Band 06 (VI.), Seite 185v
13.11.1808
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b