Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4117]

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1808
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Neblig, düster. Im Burgtheater „ Eifersüchtige", Lustspiel in 4 Akten, dann zum 1. Mal „Hass allen Weibern“, Lustspiel in 1 Akt in Alexandrinern, von Castelli; im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“. Im Theater an der Wien „Komödie ohne Titel“, dann „Harlekin auf den Alpen“, worin Lafargue, Regnier tanzen. Rainoldi tanzt mit Bouisson den komischen Pas de deux. Früh arbeitete ich, Therese sang mit der Rothe, dann zu Stöger. Ich revidierte mit Schmid (?) das Inventarium der Küche. Mittags allein. Therese klagte über heftige Kopfschmerzen und musste sich legen. Nach Tische kamen Peter und Jungmann. Wir fuhren zuerst zu unserem würdigen Mann vor der Hundsthurmer Linie, brachten ihm Ruster Ausbruch, beschenkten ihn wieder. Er führte uns gleich zum Grabe des Arbeitshaus-Traiteurs, wo durch 9 Tage Licht brennt, um seine Familie von der wahren Absicht abzuleiten. Nochmals erzählte er uns, welchen unbegreiflichen, noch nie empfundenen Gestank er bei unserer Operation schon da ausstand, als er auf’s Holz kam, dann bis er das Leintuch, in welchem R[oose] ganz eingewickelt und nun durchnässt war, auseinander brachte, um zum Kopf zu kommen. Vom fast tödlichen Gestank konnten wir dies gar nicht bemerken. Nie, nie will er mehr solch eine Manipulation an einem schon 12 Tage gelegenen Leichnam unternehmen, umso weniger, wenn der Körper so fett war. Von da fuhren wir über den Braunhirschengrund auf den Leichenhof bei der Schmelz. Dieser ist viel grösser, dahin kommen auch Städter. Den erste fiel uns der Sarkophag Gallets auf, der wirklich schön, dauerhaft gemacht und mit folgender Inschrift geziert ist: „Hie ruhet, entronnen dem Drange des Lebens Sebastian Girardin Gallet, geboren zu Paris den 15. Novem[ber] 1752, gestorben zu Wien den 10. Juni 1807 als Ballettmeister der k.k. Hof-Theater. Ihn liebten, die ihn kannten, ihn verehrten, sie ihn begriffen. Seinen Namen nennt dieser Stein, dauernder nennt ihn die Kunst, der er sich weihte“. Nebst anderen fand ich auch den Stein vorzüglich hübsch, welchen Kunz (?) siner Frau, geborenen Klaproth 1800 setzte. Schon war es finster, als ich zurückkam. Ich fand die Bulla und Umlauf, blieb bis 7 h, dann ins Burgtheater. Traf Schön, Seyfried, Castelli, der sich mir als Übersetzer und Verfasser der Verse von „Hass allen Weibern“ ganz im Stillen annoncierte. Es ist ein artiges Stück, wurde von Koberwein, Frau und Krüger fleißig und ohne Souffleur gespielt und gefiel. Ich blieb in ihrer Compagnie und hätte mich unterhalten, wäre ich wegen Therese ruhig gewesen. Ihre Kopfschmerzen nahmen so zu, dass sie Oeppinger rufen ließ, der ihr Arznei verschrieb.
Band 06 (VI.), Seite 184v
09.11.1808
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