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Allerheiligen. Ein schöner, warmer Tag. Früh zum Chimani, dann schrieb ich dem Grafen. Therese hatte Besuche von der Goldmann, Rodler und Rosalie, nachher besuchte sie letztere. Ich war in der Theaterkasse und erwartete um 12 h Therese und Hocheder, Peter und Jungmann auf dem Michaelsplatz. Wir promenierten auf der Bastei. Es war voll wie in einer Redoute und die ganze schöne Welt versammelt. Peter war unser Gast. Während dem Essen überraschte uns der Graf, wie angenehm ! Ich zeigte ihm und sprach über alles; er war sehr zufrieden, ich auch. Um 3 h kam Peters Schlafgeselle Jungmann. Ich ließ einspannen und wir fuhren zur Hundsthurmer Linie, dann in den nahen Gottesacker. Außerordentlich war die Volksmenge, alle Gräber mit Blumen, viele mit Laternen und Lichtern aufgeputzt. Wir trafen die Geissler mit Fiala, Denikel (?) mit Marie. Unser erster Gang war zu Rooses Grab. Da vollendeten wir den Plan zur Ausgrabung und Abschneidung des Kopfes, beratschlagten uns über die Hebung so vieler und mächtiger Hindernisse, und verabredeten mit dem Totengräber, der ein alter, verschmitzte Kerl ist, und durch 25 fl. und extra Douceur gewonnen wurde, den Donnerstag, nachts zwischen 12 und 1 h zum Einsteigen in den Kirchhof, Ausgraben und Abschneiden des Kopfes, bestimmten aber, dass am Donnerstag vor Mittag noch einer von uns wegen allenfalls doch möglichen Hindernissen herauskommen würde. Wir lasen noch mehrere Grabinschriften, und kamen ganz erhitzt von unserer großen Idee und damit verbundenen sehr bedenklichen Beschwerden mit Geissler und Fiala auf den Matzleinsdorfer Kirchhof. Da fanden wir noch viel mehr Menschen, schöne Grabmäler, worunter sich ganz besonders jener von Harrach, von Brigitte Vapelletti (?) auszeichnet. Vermög der Teuerung kann dieses Monument 2000 fl. kosten. Vergebens suchten wir den Grabstein unserer unvergesslichen Katharina Jaquet; der muss herabgefallen und so zerbrochen worden sein. Schon war es finster, als wir den Kirchhof verließen, im Riedl’schen Bierhaus Wanzmann erquickten und ins Kärntnertor-Theater „Bettelstudent“ und „Ostade“ gingen. Zwischen den Akten führte ich beide auf’s Theater und Schnürboden. So unterhielten wir uns in Compagnie recht gut und sprachen bloß von der Ausführung unseres Planes. Therese war den Nachmittag auf der Glacis, den Abend mit Bulla, welche ich noch traf und mich also anredete, ob wir es schon ausmachten, wie wir den Kopf der Roose bekommen ? Ich fasste mich, um nur meinem guten Weib die Angst zu sparen.
Band 06 (VI.), Seite 182r
01.11.1808
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