Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4085]

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1808
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Kalt, windig und großer Staub. Im Leopoldstädter Theater „Pumphia und Kulikan“, Oper in 2 Akten nach Krug von Perinet. Früh zum Illésházy, Theaterkasse, zur Rosalie und Zeuner, mit Peter zur Geissler. Mittags allein, arbeitete zu Haus, schrieb an den Grafen, meiner Schwester und schickte meiner Mutter China. Abends mit Mafficioli ins Leopoldstädter Theater, voll. Die Karikatur ist das Schlechteste vom Schlechten, wurde aber auch vom ganzen Publikum nach Gebühr gewürdigt. So ein Spektakel und tumultuarisches Betragen erlebte ich nie. Im 2. Akt wurde immer gepfiffen, gezischt, gelacht, geklatscht und gepocht. Selbst die Lieblinge Jean Sartory und Schuster wurden bei ihren Reden mit Lärm begleitet. Als Perinet als Heimberl im Finale erschien, wurde total gezischt. Beim Fallen der Kurtine war das Pfeifen und Zischen unisono. Sartory wollte annoncieren, er stand, das Publikum lärmte und schrie Perinet, die dauerte mehrere Minuten. Perinet musste erscheinen, bückte sich tief und sprach mit schüchterner Stimme: „Wenn ich in den vielen Jahren, als ich die Gnade hatte, für Sie zu arbeiten, so glücklich war, Ihnen einiges Vergnügen zu machen, so schmiege ich mich darein. Ihre Strafe ist mir so achtbar als Ihr Beifall“. Bei seinem Erscheinen wurde gepfiffen, bei seinem Abgehen war alles ruhig und jetzt erst konnte Sartory annoncieren. Gewey gesellte sich im Hereingehen zu uns, wollte Perinet verteidigen und tadelte das Publikum.
Band 06 (VI.), Seite 105v
08.10.1808
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