Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3990]

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Kühl, aber heiter. Früh weckte mich meine gute Therese mit einem herzlichen Glückwunsch und Küssen. Sie gab mir von ihr selbst verfertigte schöne Schlafhauben und Brustzelteln, die sie gestern heimlich mit der Goldmann holte. Alles von ihr macht mir viele Freude und doppelten Wert haben die Arbeiten ihrer Hände. Ich suchte ihr etwas zu vergelten und machte ihr mit einem kirschroten Schal ein Geschenk, den ich von Rosalien kaufte. Rodler frühstückte bei uns, sie wollte mir ein Gilet geben, selbes wird aber erst am Freitag fertig. Später kamen die Goldmann und Nina. Mit Werlen fuhr ich in die Porzellanfabrik, dann den ganzen Vormittag beim Grafen. Mittags erfuhr ich von der gewöhnlichen Liebesstunde von N[itschner] und G[oldmann]; bei beiden brennts lichterloh. Rodler und Jean waren unsere Gäste. Nach Tische kam die Goldmann, wir besuchten nach 5 h Eckhart, machten dann die Tour über die Glacis zum Burgtor hinaus. Abends war es zu kühl um im Freien zu sein. Rodler und ich entschlossen uns, ins Burgtheater zu gehen, zum 1. Mal „Die Unvermählte“. Es war nicht sehr voll, wir fanden Platz und Compagnie, obwohl es schon 7 h vorüber war. Es war eine wohltätige Erscheinung, es war mir wahre Erholung, nach so langer Zeit wieder etwas Gutes zu sehen. Kotzebue blühender Dialog, Witz und schöne Bilder zeichnen sich im ganzen Drama vortrefflich aus. Klimbke führte Josephine nach Haus. Therese fand es behaglicher, mit der Goldmann zu Hause zu bleiben.Eingeheftetes Billet:5. Juli 1808. Lieber, Guter ! Keine Worte, die man Wünsche nennt; Du kennst mein Herz und meine innige Liebe zu Dir. Meine Mühe und guter Wille sei Dir Ersatz für ein Geschenk von Werte, welches ich so gern gegeben hätte, wenn mein Geld hinreichte. So baue ich auf Dein Herz, das gut ist, und auf Deine Anhänglichkeit. Du wirst diese Kleinigkeit nicht verschmähen, weil es Dir Dein Weib gibt, die mit ganzer Seele an Dir hängt.Therese.
Band 06 (VI.), Seite 90r
05.07.1808
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