Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3971]

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1808
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Fronleichnamstag. Abwechselnd Regen, nach Mittag kalter Wind. Feier unserer Vermählung bei Peter mit Kantate, Illumination etc. Früh 8 h holte ich Werlen ab, wir durchstrichen die Straßen. Es regnete; am Stock-im-Eisen-Platz fanden wir Nitschner und klagten über den halb verdorbenen Spaß. Trotz dem Regen und bei zum Teil schon aufgeschobenen Treppen begann die Prozession. Es heiterte sich aus, der Umgang war feierlich. Die Kaiserin war angekleidet wie die Koberwein als Marie in „Ferdinand“ vom Treitschke. Nach der Prozession zu Hocheder, da war Therese mit 2 Stögerischen, Goldmann, Martin, die gelehrte Tschebulz samt Vater. Bis alle Corps vorüber gezogen sind, blieben wir, dann nach Haus. Hier war der Sammelplatz des Diners. Nitschner und Sollberger (?) kleideten sich in Zivil um, ihre Frauen waren schon da und so wanderten wir zum Peter. Eckhart und Mayerhofer, dessen Frau er besuchte, waren auch Gäste. Ich hatte eine üble Nacht, Fieber, Kopfschmerzen, und so befand ich mich am Tage. Die Schwäche setzt mir sehr zu. Bei Tische waren wir sehr lustig. Nach Mittag kamen Kárner, beide Goldmann, Bulla, Rodler, Werlen, Klimbke, Jean und Nina. In Heiss' Garten wu4de Kegel gespielt, es war aber sehr kalt und windig. Es gab auch in der Gesellschaft Dissonnanzen. Um 7 h kam die Harmonie. Wir stellten sie hinters kleine Gartentürl. Sie begann mit einem Vivat-Ruf, Tusch und 3 Märschen. Sehr ward er überrascht. Dann zogen Sollberger und ich voraus, zogen mit Musik in den Garten, um die Gesellschaft abzuholen und so auch wieder zurück. Bis 9 h wurde im Zimmer Musik gemacht, gesungen, Gefrorenes und Bäckerei genommen. Auf einmal stürzte ein Regenguss herab und drohte Peters Illumination Zerstörung. Er rettete mit der eiligsten Anstrengung. Es wurde wieder heiter und er überraschte uns mit der niedlichsten Illumination. Im Tempel enthielt der Altar eine Glück wünschende Inschrift, und von Werlen, Goldmann und Nina wurden wir mit einem herzlichen Terzett innig gerührt. Gleich darauf folgte die Szene bei der Einweihung von Goldmanns Monument. Wir bewunderten die Illumination, dann wurde Peter mit dem Böllerlied überrascht und dem Canon „Wann i ging mein Pipi“ etc. Nachher wurde soupiert. Ich konnte nichts genießen, sehnte mich nach Hause und erst um 12 h ward mir so wohl. Ich nahm Eckhart, Bulla und Rodler mit.
Band 06 (VI.), Seite 87r
16.06.1808
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