Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3966]

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1808
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Ein regnerischer, kühler und düsterer Tag, gerade so wie es vor 8 Jahren war; so lange freue ich mich des guten Besitzes meines vortrefflichen Weibes. Heute früh weckte ich Therese, freute mich ihres Wohlseins. Sie gab mir 4 Brustflecke von Wallis, ich ließ ihr 6 Paar Handschuhe aus Percal machen, sie wurden aber noch nicht fertig. Der Schneider Mayer wurde auch bezahlt. Wir taten uns gütlich, frühstückten Kaffee, ich blieb bis ½ 12 h bettliegerig. Es kamen Leber, Nitschner. Werlen, Goldmann und Therese probierten Canons, später Mayerhofer und Peter. Mittags allein. Therese besuchte die Pepermann und brachte ihnen die Loge ins Kärntnertor-Theater zu „Orpheus“. Ich traktierte Therese und nahm eine Loge an der Wien „Der Bund bei Alcala“, Schauspiel in 5 Akten, und engagierte Nitschner samt Frau, Werlen, Rodler und Goldmann. Letztere kamen schon nach Mittag und tranken mit Therese Kaffee. Ich arbeitete, beantwortete des Grafen Brief und schrieb ihm die angenehme Nachricht, dass heute die Papiere steigen und die Münze etwas gefallen ist. Im Burgtheater ist heute zum ersten Mal „Ferdinand und Maria“, ein dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen, in Jamben von Friedrich Treitschke, Ouvertüre und Zwischenakte von Paul Wranitzky, Dekors von Janitz. Die Kunde kam, dass es missfiel und dass Treitschke aus Ärger bei der Probe Blut zu speien anfing. An der Wien war die Unterhaltung unter uns vortrefflich. Das Stück selbst und die Darstellung sind mehr als schlecht. Es ist unbegreiflich, wie man solchen Unsinn dem Publikum auftischen kann. Die junge Rivolla gefiel so wenig als Majetti (?), die durch 5 Akte durchhielten. Im Hereingehen regnete es stark.
Band 06 (VI.), Seite 86r
11.06.1808
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