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Heiter, doch außerordentlicher Morast. Großes Frei-Spektakel an der Wien „Armida", Oper in 5 Akten von Gluck, Ballett von Coralli. Milder, Radichi – tritt zum 1. Mal auf – Saal, Vogl, Anders, Grünberg, Marconi, Laucher und Jonas singen darin. Am Vormittag beim Grafen und Stessel wegen Erhebung der 200.000 fl. Beim Fürsten sind Militärwachen, um das Zudringen wegen der Billetts abzuwehren. Mittags allein, nach Mittag 3 h kam ich mit Bogner im Bürgerspital-Kaffeehaus zusammen und gingen in Gesellschaft ins Theater hinein. Ließen uns nur durch Mayer hineinführen, hielten uns aber vorher in der Theaterkanzlei auf. Der Gesellschaft wegen ging ich auch in den 3.Stock. Um 4 h wurde das Theater eröffnet und bald darauf war es ganz gefüllt. Ich bequemte mich gleich zum Stehen und kamen zwischen einem Kriegssekretär-Weib von Prag, einem schönen, vollen Weib, und der Catier (?) von Walser. Hinter mir war Arbesser, mit allen diesen und einem Offizier unterhielt ich mich. Es wurden keine Zettel angeschlagen, sondern auf alle Plätze verteilt. Als der Saal erleuchtet und mit schönen, manchen sehr reich geputzten Menschen gefüllt war, gab es einen sehr prächtigen Anblick. Die Straßen und Alleen an der Glacis waren mit Pechpfannen erleuchtet. Der Hof stieg an der Wien ab. Der Hof war mit Zitronen- und Orangenbäumen geziert und mit einem Zelt gedeckt, der Boden und die Stiegen mit grünem Tuch überspannt und prächtig beleuchtet. Um ½ 7 h erschienen Kaiser, Kaiserin, Mutter, Louise, Albert etc. in der für selbe bereiteten Loge. Ein allgemeines Vivat und Händeklatschen, und 2 Chöre Trompeten und Pauken erschollen, dies geschah auch beim Weggehen. Die Oper, wie ich gestern dachte, machte kein Glück, noch weniger aber die Arbeit des Coralli, an der ist gar nichts. Scholz seine militärischen Evolutionen im 1. Akt gefielen außerordentlich, Radichi wenig, sein italienischer Dialekt, das Steife, Empfindungslose seines Spiels machen einen unangenehmen Eindruck. Um 10 h war das große Schauspiel geendet. Ich fand Peter und Zeuner, mit diesen soupierte ich noch im Matschakerhof und kam um ½ 12 h nach Hause. Therese war den Abend mit der Hocheder bei der Nagy.
Band 06 (VI.), Seite 67r
09.01.1808
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