Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3766]

3766
1807
11
24
Ein schöner Tag. Feierliche Inauguration der Statue Josephs II. Früh um eine Loge zu „Mathilde von Gießbach“ ins Burgtheater. Freie Theater, im Kärntnertor-Theater „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“. Beim Grafen blieb ich bis ½ 11 h, dann durch den Schweizerhof ins Karree. Der Platz war mit Tribünen ringsum besetzt, die mit grünem Tuch überzogen waren. Gegen die Augustiner war die Tribüne für den Hof und die Gesandten mit rotem Sammet und reichen Teppichen geziert Vor dem Friesischen Tor war die Tribüne für die Hofpauker und Trompeter. Die ungarische Garde stand links, rechts die deutsche und vorne die Trabantengarde. Dies umschloss ein Karree Grenadiere, auf dem Lobkowitzplatz war ein Bataillon Musketiers und auf dem Michaelsplatz die Bürgercorps aufgestellt. Ersteres gab 3 Generaldechargen. Nach 12 h erschien Franz I. mit seiner Braut, Mutter, Louise und den Prinzen. Zauner erschien im schwarzen Kleid und reichte dem Kaiser das Exemplar der Beschreibung auf Velin-Papier, worauf der Kaiser die Eröffnung befahl. Zauner wird in den Adelsstand taxfrei erhoben, bekommt lebenslänglich 3000 fl. und erhielt eine goldene Dose mit Brillanten im Wert von 6000 fl, worin 10.000 fl. Bancozettel waren. Zauner näherte sich dem Zelte, gab an einer Glocke ein Zeichen und selbes wurde mit Stricken über das Gerüst vom Holz herabgezogen. Dieses Holzgerüste rollte über 8 Stangen vom Piedestal herab und wurde von den Arbeitern schnell weggeräumt. Die Seite gegen den Redoutensaal blieb etwas stecken, kam aber doch ohne Schaden herab. Ein allgemeines Vivat und Klatschen erscholl nach Entblössung der Statue. Alle Glocken wurden geläutet, Trompeten und Pauken und der Donner von 100 Kanonen machte den Erdboden erbeben. Die Garden und das ganze Militär, dann die Bürgercorps defilierten vor dem Kaiser vorbei. Nach ¼ auf 2 h war die Feierlichkeit vorüber. Der Gesellschaft wegen war ich mit Peter auf der Tribüne im Eck am Aufgang zur Bibliothek. Mittags allein, nach Mittag schlich ich herum. Bei Therese war die Bulla. Ich machte Besuch, gab Lissl die Loge ins Kärntnertor-Theater, ging ins Burgtheater, kam mit Reider, Fischer etc zusammen und ging dann zu einem Souper, welches Höglmüller bei Klimbke gab. Auser uns, waren Haim, Peck, Stabl und Bösel (?) von der Theaterdirektion dabei. Wir waren lustig und kamen um 12 h nach Haus.
Band 06 (VI.), Seite 61v
24.11.1807
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