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Vor 6 h ließ mir Umlauf sagen, es sei der Augustinerturm eingestürzt. Ich warf mich in die Kleider, und eilte, alle die Verwüstungen zu sehen. Der Turm lag mit seinem Unterteil am Palais des Lobkowitz, und die Spitze mit Krone am Schranken des Klosters. Nicht ein Dach, kein Fenster wurde beschädigt. Äußerst merkwürdig ist die Art des Herabstürzens. Auf dem Josephsplatz sind von den Dächern ganze Partien Ziegeln herabgerissen. Das Dach des Gerüstes an der Josephsstatue samt den Bretterplanken wurde eingerissen. Am Michaelsturm wurde das Uhrblatt gegen das Theater zur Hälfte umgebogen. Am Tandelmarkt wurden viele Hütten, ganze Reihen umgeworfen und die Kleider und übrigen Effekten vom Sturm weggetragen und zerstreut. Mehrere Rauchfänge und Dächer stürzten ganz und zum Teil ein. In der Stallburg, dem Hönigsteinschen und Zollerschen Haus geschah großer Schaden. Im Prater sieht es schauerlich aus, partienweise gleicht er einem Verhau. Die stärksten Bäume sind am Grunde abgebrochen, in der Allee kann man gar nicht fahren. Die Verwüstung ist unglaublich. Stuwers Feuerwerksgerüst wurde zwar sehr geschont, doch hat er über 700 fl. Schaden. Wie traurig werden die Nachrichten vom flachen Lande sein ! In Heiligenstadt hat es auch den Kirchturm umgestürzt. Ich war am Vormittag beim Grafen, ging zum Theater und fand nach 11 h den herabgestürzten Teil des Augustinerturms schon ganz weggeräumt, und das Dach über der Statue fing man an abzutragen. Peter begleitete Therese und mich auf die Mehlgrube, wo wir elend speisten. Nach Mittag zu Nagl, sprach Reider (?) in Gesellschaft, war zu Haus. Wir hatten Besuche von Hocheder und Walluschek. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Hagestolze“, war im Parterre und Loge. In der Loge fand ich Compagnie, es war Peter, Lissl mit Anhang. Nach dem Theater gleich ins Bett. Der heftige Wind dauerte mit abwechselndem Regen immer fort, dabei war es sehr kalt.
Band 06 (VI.), Seite 56r
01.10.1807
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