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Elendes Wetter, steter Regen. Fahrt nach Pottenstein, Fahrafeld und Neuhaus über Baden. Um 5 h bestellten Brandl und ich den Wagen. Der Kutscher kam erst um 6 h, nahm dann neben uns andere Leute nach Baden und wir mussten sitzen und warten bis 8 h; zu dem schlimmen Wetter gesellte sich noch diese Fatalität. Nina, Brandl, Wilhelm und ich fuhren endlich ab. Gegen Baden regnete es weniger. Brandl und ich zeigten Wilhelm den Park, die Bäder, Augustinerkirche u. dgl. Wir aßen beim Hirschen, da gesellten sich Winkler, Hoffmann, Agent von Reich (?) zu uns, Seitz mit Kusenits (?) und Ben (?) trafen wir auch. Beim Scheiner tranken wir Kaffee und um 3 h fuhren wir über Vöslau, Hirtenberg. St, Veit, Wettdorf (?), die Gegend von Hirtenberg an ist ein angenehmes Tal. Mit Wilhelm hatten wir viel Spaß. In St Veit stieg er ab, wir ließen ihn zurück und nahmen ihn erst beim Kohlenbrand wieder auf. Nach Pottenstein, in die vom Einsturz drohende Kirche, lasen Grabschriften, die uns Lachen abzwangen und die ich aufschrieb, als: „Hier ruht der ehrsame Junggeselle Johann Tirelauer (?), ein vortrefflicher Schullehrer und Musikus allhier, der gestorben den 8. August 1751 in seinem 31. Jahr. Eh' war seine Freude unterweisenund Gott mit der schönsten Tonkunst preisen.Alljetzt pausiert er hier so lang,bis einstimmt der Posaunen Klang,und ihn aus dieser stillen Gruftzum Requiem aeternam ruft.“Dann: „Hier ruht der ehrengeachte Herr Martin Schildknecht, Bräumeister in Fahrafeld, 82 Jahr alt, gestorben den 23. August 1783. Hier ruht der Vater und der Sohn, ein alter und ein junger.Der Tod schaut die Person nicht an, sorgt nur für seinen Hunger.Bald schluckt er einen Jung in sich, bald frisst er einen Greisen.O Sterblicher ! So lasse Dich doch einmal unterweisen !“Man muss laut auflachen, denn kaum ist’s zu glauben, dass sich so etwas schreiben lässt. Schlichen im Markte herum, um 8 h zum Essen, um 9 h ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 9r
15.08.1806
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