Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3090]

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1806
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Vormittag heiter, nach Mittag stinkender Nebel. Ehz. Carls, Johanns und Maximilians Ankunft mit der Garnison, Austeilung der Ehrenmedaillen und Revue auf der Glacis unter dem Donner der Kanonen. Früh mit dem Fiaker zu den Terzaghischen, dann, um Therese eine Überraschung zu machen, um gesperrte Sitze an die Wien. Zum letzten Mal die Eigensatz als Marie in „Blaubart“, welche Therese nie sah. Später auf die Wieden zum Goldenen Bären, um Arrangements zu ihrem Empfang zu machen. Um ¼ nach 10 h rückte Ehz. Carl schon mit seinen Truppen bei der Favoritenlinie herein. Ein lautes Vivat scholl ihm entgegen. Voraus waren ein paar Züge Ulanen, dann ein, zwei Regimenter Ulanen, nach diesen meistens ungarische Infanterie und zum Schlusse ein Regiment Husaren. Alles stellte sich in 2 Treffen auf der Glacis vom Stuben- bis zum Schottentor auf. Ehz. Carl hing mehreren die Ehrenmedaillen selbst an, dann erschien der Kaiser mit der Generalität, und begleitet vom jungen Adel und der bürgerlichen Kavallerie. Fürst Esterházy ritt in ungarischer Generalsuniform mit, und ritt Schritt für Schritt die Reihen durch. Gegen das Stubentor schlossen die Husaren, gegen das Schottentor die Ulanen die Flügel. Beim Schottentor ließ der Kaiser die Truppen vor sich defilieren und kam erst um 2 h unter allgemeinen Vivat-Rufen in seine Burg zurück. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, las einige Gedichte von Schiller, ging aus und abends mit Therese und Pretsch Nanett in Begleitung des Czermak an die Wien. Der „Blaubart“ wurde von allen Seiten äußerst mittelmäßig gegeben, sogar die Pferde fehlten. Die Eigensatz wurde vorgerufen und sprach in der größten Eile: „Ihre Güte wird mir ewig unvergesslich bleiben“. Im Rückweg sahen wir noch im Kärntnertor-Theater den letzten Akt von „Oheim“. So voll es draußen war, so leer war es in der Stadt.
Band 05 (V.), Seite 112r
18.01.1806
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