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Ein hübscher, doch feuchter Tag. Des Kaisers Ankunft. Alle 5 Theater sind frei, abends Redoute. Im Burgtheater „Hausdoktor“ und „Tochter Pharaonis“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Ser... ?“ Äußerst lebhaft war es schon am frühesten Morgen auf allen Straßen. Goldmann und Rösner frühstückten bei uns. Mit letzterer ging ich zum Seitzerhof, von wo aus heute zum ersten Mal die 2 Grenadiercompagnien auf die Burgwache zogen. Sie sind sehr galant adjustiert und gut exerziert. Kaufmann Mayer und Bäcker Schöffmann sind Hauptleute. Wir sahen auch das Corps junger Stände und die bürgerliche Kavallerie hinausreiten, um den Kaiser am Spitz in Floridsdorf zu empfangen. Nachdem wir bei der Ablösung am Burgplatz blieben und diese vorüber war, durchstrichen wir alle Straßen, durch welche der Kaiser fuhr, postierten uns auf dem Lichtensteg, trafen mit Stegmayer zusammen und machten einen kleinen Einfall ins Fleischhacker-Bierhaus. Um ½ 12 h kam der Kaiser und die Kaiserin. Es war ein feierlicher Zug und das ganze ein wahres Nationalfest. Ich sah ihn noch auf dem Graben und Josephsplatz. Therese holte ich bei Lavotta ab, ging mit ihr auf den Burgplatz und sahen da alle Bürgercorps vorbei paradieren. Der Hof und Adel sahen an den Fenstern zu. Erst um 3 h kamen wir nach Hause. Nach Mittag ruhte ich aus, abends mit Kridl (?) in beide Theater, doch blieben wir in der Loge im Kärntnertor-Theater mit Kunz, Nanette Pretsch, Walnefer, Joseph Brandl, Heufeld (?) und einem Fremden. In beiden Theatern erschien der Hof, in die Redoute, wo ich auch war, aber nur bis 1 h blieb, kam der Kaiser allein. Überall wurde er mit den einstimmigsten Vivat-Rufen uns Klatschen empfangen. In der Nacht wurden von der Armee Ehz. Carls 50 Kanonen gebracht.
Band 05 (V.), Seite 112r
16.01.1806
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