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Sehr kalt und trüb. Früh schrieb ich an Keglevich, und da mir Weigl sagte, mein Graf sie hier, so erwartete ich ihn zu Haus. Erst als er das 2. Mal kam, traf er mich. Ich war mit Therese und Goldmann in der Stadt spazieren, ging ins Kärntnertor-Theater in die Probe von „Ciffra (?)“ mit ganzem Orchester, brachten öcker 2 Briefe von seinem Sohn und begaben uns dann auf die Glacis und zum Burgtor herein. Heute wird das Belagerungsgeschütz samt Lafetten auf Leiterwagen abgeführt. Die ganze Artillerie wird aus Wien transportiert, ein nicht zu berechnender Verlust. Mittags allein, nach Mittag zum Cavriani, wo mein Graf speist. Im Burgtheater „Molinara“, im Kärntnertor-Theater „Maitag“ und „Tanzsucht“. In Preßburg sind seit 6 Tagen schon wieder die Franzosen, und zwar 16.000 Mann. Auf der Grenze bei der Brücke steht von uns ein Hauptmann mit 200 Mann und erschwert sehr die Passage. Ich sprach mit Stessel und erfuhr, dass selbst in Eisenstadt und der Gegend unsere Truppen liegen, dass für Ehz. Carl in Ödenburg das Hauptquartier bestellt sei, dass man aber nicht wisse, wo Carl und Johann sind, man vermutet sie beim Kaiser in Holics. Die Armee zusammen dürfte 50.000 Mann stark sein. Carl ließ, um dem Masséna das Nachrücken und Verfolgen zu erschweren, von Laibach bis Graz alle Dörfer anzünden, alle Magazine verderben und alles Vieh mitnehmen. Der Waffenstillstand nützte dem Masséna, um Lebensmittel von Triest kommen zu lassen. Dann kam am Sonnabend der Palatinalbefehl an alle Komitate und Vorpostenkommandanten an den Grenzen, dass bei Todesstrafe niemand Lebensmittel nach Österreich bringen darf. Schon ist aber wegen Aufhebung dieses unmenschlichen Befehls eine Deputation an den Kaiser abgegangen. Der Graf, als er am 15. von Holics abreiste, fand noch beim Kaiser Cobenzl, Stadion, Lamberti, Prinz Württemberg, Starhemberg etc.. Noch ist er von diesen umgeben. Ich zittere wegen neuem Beginn des Krieges; dann ist alles verloren. Die Kaiserin ist in Friedberg, liegt an Flekken. Abends war ich in beiden Theatern. Die Franzosen betrugen sich heute ungestümer als je, sie machten der Leifer alle Bewegungen, alle Mienen nach. Vorher war ich beim Seitl, wo die blitzdummen Patrioten wie die Narren räsonnierten. Heute Mittag hatten die Stände Audienz beim Kaiser Napoleon in Schönbrunn.
Band 05 (V.), Seite 107v
17.12.1805
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