Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3054]

3054
1805
12
13
Gefroren. Den größten Teil des Vormittags schlich ich herum, weil immer Truppenmärsche geschehen. Es passierten Garden zu Pferd, Chasseurs, die 10. und 11. Kürassierregimenter und 20 Mamelucken. Ich hörte, Daru soll im schnellen Eintreiben der Kontribution sehr hart sein; bis morgen müssen 5 Millionen erlegt sein. Eine Million übernahm der Handelsstand, wovon 2/3 die Bankiers und 1/3 die kleinen Kaufleute bezahlen. Bei der Kommission ging es sehr grob, ja beleidigend zu, man warf mit Spitzbuben etc. Besonders fiel man über den reichen Geizhals Baron Müller her, der auch noch ledig ist und nur 6000 fl. anbot. Baron Braun weigerte sich etwas zu geben, weil er keine Wechselgeschäfte macht, und Joslowitz beinahe geplündert, und in Schönau und Enzesfeld sehr beschädigt ist, und noch bei den Theatern verliert „die er zum Vergnügen des Publikums hält"; man nahm‘s aber nicht an. Braun rettet nichts, außer eine Krida. Die Kontribution gibt uns schon einen Vorgeschmack unseres künftigen Elends. Mittags allein, nach Tische mit Therese und Goldmann in die Porzellanfabrik. Therese erhielt ein Geschenk von einer Tasse, worauf Tag und Nacht. Wir sprachen von Daru, seinen großen technologischen Kenntnissen, seiner Lebensart, seiner Übersetzung des Horaz; die Fabrik machte ihm ein Präsent mit einer schönen Schale, worauf ein Bild Horazens mit einem Vers gemalt ist. Dann von Hulin, einem Mann von einigen 40 Jahren, stark, einer rauen Gesichtsbildung, einem kahlen Kopf, mehr groß als klein. Er war es, der einst die Bastille stürmte, er war es, der kommandierte, als der Prinz von Enghien erschossen wurde; diese Züge mögen einen Beitrag zu seiner Charakterisierung liefern. Abends blieb Therese zu Hause, ich begab mich in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater „Romeo“, sehr voll, aber nur Franzosen. Murat war in Alberts Loge, in der Hofloge Adjutanten und 2 Kammerherren in scharlachroter Uniform mit Gold gestickt; im Burgtheater „Beide Grenadiers“ und „Atalante und Hippomenes“.
Band 05 (V.), Seite 106v
13.12.1805
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b