Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3053]

3053
1805
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Schnee, dann heiter. Früh zum Grafen – bei Terzaga – der heute wegfuhr, dann ins Haus. Machte einen Besuch beim kranken Koch, wo ich mit Roose, Koberwein und seinem Arzt Buxbaum (?) zusammentraf. Auf der Glacis sah ich den ungeheuren Pulver- und Leiterwagen-Park. Die Truppenmärsche dauern immer fort. Heute sah ich 2 Regimenter Garden und Dragoner zu Fuß. Therese hatte Probe von „Molinara“, die abends im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal ist und worin die Müller zum 1. Mal italienisch singen wird. Im Burgtheater „Rückerinnerung“. Ich schrieb Stessel und schickte ihm die 18 Bulletins der Großen Armee. Therese schrieb meiner Mutter durch Fasching und beruhigte sie. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Wallaschek kam und erzählte, Braun wäre durch Weinmüllers Speichellekkerei verleitet worden, dass die Deutsche Oper an der Wien spielen und mit dem „Dorfbarbier“ anfangen soll. Die Gesellschaft weigerte sich und sagte dies dem Weigl, dieser nahm sich nicht an und nun schrieb Vogl dem Baron, dass er an der Wien nicht spiele. Wallaschek hörte, doch wusste er es nicht gewiss, Vogl ginge ab. Nach Mittag ½ 5 h holten 50 Mann bürgerliche Kavallerie General Clarke in der Burg ab und ritten mit ihm über den Tabor hinaus Napoleon entgegen. Nicht weit von Stammersdorf trafen sie ihn mit 4 Wägen, begleitet von 30 bis 40 Garden. 12 ungefähr hatten Fackeln, an den Wägen waren Laternen, an seinem 8 Postpferde. Er fuhr in gestrecktem Trab um ½ 8 h durch die Stadt nach Schönbrunn. Niemand konnte ihn sehen. Am Roten Turm empfing ihn der Magistrat, dann machte unsere Bürgerwache Spalier. Auf dem Graben stunden ungefähr 14 Garden zu Pferd. Die Franzosen der Burgwache rückten bei Napoleons Durchfahrt nicht aus. Vom Tabor an durch die Leopoldstadt bis zur Brücke, dann vor der Mariahilfer Linie standen seine Garderegimenter und ruften „Vive l' Empereur“ und warfen ihre Mützen. Ich war abends im Bierhaus bei Seitl, dahin kam Kupka mit der Kunde, Murat gebe heute große Tafel in der Burg, an welcher die 4 Maires von Paris speisten, welche kamen um Napoleon Glück zu wünschen. Außerordentlicher Aufwand ist an der Tafel. Ich war im Kärntnertor-Theater. Die Franzosen betrugen sich sehr unartig bei manchen Stücken. Therese sang sehr brav, doch Angrisani machte durch unangebrachte Lazzi die Freunde des Scherzes lachen. Die Müller machte kein Glück, und wurde nicht einmal gerufen, trotz des Avis am Zettel, dass sie zum 1. Mal italienisch singe.
Band 05 (V.), Seite 106r
12.12.1805
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