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Trübe. Um 12 h herum brach auf der Holzgestätte Feuer aus, es war nahe am neuen Badehaus an 2 verschiedenen Orten, boshaft gelegt. Es dauerte 2 Stunden und brachte die ganze Stadt in Alarm. Früh ging ich mit Therese und Goldmann zum neuen Tor hinaus und sahen die Brandstätte. Es verbrannten bei 20 Klafter weiche Scheiter des Holzversilberers Weinkammerer (?), doch die schnelle und kluge Hilfe der Herbeigeeilten, des französischen Militärs, welches Ordnung hielt und auch tätig mitwirkte, verhüteten den weiteren Brand, der ungeheuer hätte werden können. Nach 1 h rückten mehrere französische Infanterieregimenter mit ihren Grenadiers en parade aus, und machten vom Roten Turm durch die Stadt beim Burgtor hinaus, dann durch die ganze Mariahilfer Straße bis zur Linie Spalier. Auf dem Graben stunden die Musketiers vom 96. Regiment, alle mit ihren Musikbanden, mit klingendem Spiel mit Pfeifen. Den Anfang der Gefangenen machten ungefähr 50 Mann unserer Musketiers, dann folgten ebenso viele russische Offiziers, die sehr armselig, verwildert und strapaziert aussahen, dann 2000 bis 3000 gemeine russische Gefangene, die wie eine Herde Schafe hergetrieben wurden. Sie sind vom Anfang und Schluss vom 2. Regimentern Infanterie und mehreren Escadrons Husaren und Chasseurs eingeschlossen und eskortiert. Mehrere Generale zu Pferd standen auf dem Graben und einige ritten mit. Von den Fenstern und den Straßen, die alle gedrängt voll Menschen waren, warf man ihnen Almosen zu. Ganze Schwingen voll mit Brot, Würsteln etc. wurden unter die Unglücklichen verteilt. Vor Mittag erschien die elfte besondere Beilage von Austerlitz, vom 14 Frimaire Jahr 14, 5. Dezember 1805, worin die Zusammenkunft der beiden Kaiser Franz und Napoleon am 4. Dezember, ihre Unterredung zum Teil, dann der am 6. geschlossene Waffenstillstand enthalten sind. Noch befinden sich darin einige Nachträge zur Austerlitzer Schlacht. Von Cobenzl sagt Napoleon: „Ich will nichts mit letzterem zu tun haben, der sich an England verkauft hat, um seine Schulden zu bezahlen, der seinen Herrn und seine Nation ins Unglück gestürzt hat“. Ich schrieb heute an Stessel, den Grafen und Keglevich, letzteren heute zum ersten Mal wieder mit der Post, und schickte ihnen diese merkwürdigen Urkunden. Weil Therese und ich den Zug der Gefangenen ansahen, speisten wir erst nach 2 h allein. Nach Mittag schrieb ich bis 7 h, dann in beide Theater. Im Burgtheater „Mädchentreue“, im Kärntnertor-Theater „Das war ich“ und „Tanzsucht“; in letzterem blieb ich der Compagnie wegen. Bei Therese waren nebst der Goldmann die Baumann mit Mädchen und Hartmann den ganzen Abend. Im Kärntnertor-Theater erschien Murat, der heute um 6 h ankam und von seinen Offizieren mit Klatschen empfangen wurde, in voller Uniform in Alberts Loge. Ich war auf dem Theater, als Stadler erzählte, auf der Wieden wäre ein Tumult, ein Mann und ein Weib wären ermordet worden. Sonnleithner und ich gingen gleich hinaus, fanden aber alles ruhig.
Band 05 (V.), Seite 105v
09.12.1805
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