Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3049]

3049
1805
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Maria Empfängnis. Heiter. Früh las und schrieb ich, dann schlich ich herum. Gegen Mittag ging ich mit Therese und Goldmann spazieren. Mittags speiste ich zu Haus. Im Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ und „Vologesus“, im Burgtheater „Pilger“. Koch ist am Stickhusten gefährlich krank, sein Verlust wäre unersetzlich. Um 12 h gingen wir zur Donau beim Schanzl hinaus zur neuen Brücke und bei der Schlagbrücke herein. Beim Jüngling und Hugelmann wird ununterbrochen gearbeitet und werden immer noch Schiffe zugerichtet, wo auf jedem eine Kanone, jedoch ohne Räder, bloß auf dem Laffettenstock steht. Heute sind die Bedingungen des am 6. Dezember zu Austerlitz abgeschlossenen Waffenstillstandes angeschlagen worden, unterzeichnet sind Marschall Berthier und Johann Fürst Liechtenstein, bestätigt von Clarke, Generalgouverneur von Österreich. Alles drängte sich hinzu, selbe zu lesen. Die unbändigen Patrioten Wiens, die in Verlängerung des Blutvergießens Vorteil, vielleicht Bereicherung und Vergnügen finden, widersprechen allen Bulletins, leugnen alles und sagen, es wären durchaus Lügen. Sie tadeln unseren Franz, dass er durch seine Gutmütigkeit sich schon zum dritten Mal dahin reißen ließ, den Franzosen freien Abzug zu gestalten, da jetzt der Augenblick so günstig ist, da gewiss kein Franzose lebend auskönne, u. dgl. Nach Mittag 3 h eilte ich vom Tische auf den Burgplatz, da wurden ungefähr 1500 russische Kriegsgefangene zum Burgtor hinaus durch die Stadt geführt. Sie sahen ganz marode, zerrissen aus. Die Franzosen behandelten sie etwas hart und stiessen sie unsanft in Kr[... ?, unleserlich]) hinein, wenn sie bettelten und ihnen gutherzige Wiener Almosen schenkten. Sie erhielten viel Geld. Dabei mochten ungefähr 50 Szekler Infanterie und 2 österreichische Musketiers gewesen sein. So zahlreich die Gefangenen waren, ebensoviel Franzosen dürften sie eskortiert haben. Zum Anfang und Schluss war ein starker Trupp französischer lichtblauer Husaren. Die Straßen waren voll Menschen, welches sich besonders jetzt an Sonntagen trifft, und sie mussten sich beinahe durchdrängen. Kassier Huber erzählte mir, jenseits der geschlagenen Schiffsbrücke wurden bei den Schwarzen Lacken Verschanzungen aufgeworfen und Kanonen eingeführt. Dies alles, und die anhaltenden Truppenmärsche, und heute wieder die starken Fuhrwesenzüge, täuscht und führt hier die Menschen irre, und lässt sie selbst an diesem Waffenstillstand zweifeln. Alle Märsche und Transporte kommen von Purkersdorf und gehen über den Spitz hinaus. Ich schlich den ganzen Tag herum. Abends in beide Theater. In dem vollen Kärntnertor-Theater, wo ich auch Compagnie fand, blieb ich, dann sehr müd ins Bett.
Band 05 (V.), Seite 105r
08.12.1805
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