Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3048]

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1805
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Trübe. Früh schrieb ich. Therese hatte Probe von „Molinara" mit der Müller. Ich ging in die Theaterkasse. Im Burgtheater „Putzmacherin“ und „Atalante und Hippomenes“, im Kärntnertor-Theater „Romeo“ mit der Campi, die Bulla ist schon im Zorne abgereist. Napoleon erließ den Tag nach der Austerlitzer Schlacht an seine Armee eine Proklamation, worin er ihre Heldentaten lobt und ihnen sagt: „Ich werde den Frieden nicht eher unterzeichnen, bis die Dauer desselben durch Garantien mit Ländern befestigt und meine Alliierten Bayern, Württemberg und Baden belohnt sind. Ich werde Euch nicht eher zurückführen, bis die Bedingungen des Friedens erfüllt sind. Unsere Feinde wollten uns die Krone Italiens rauben und sie dem Erzfeinde Frankreichs aufsetzen. Mit Siegen überhäuft, führe ich Euch ins Vaterland zurück und Ihr dürft nun sagen, Ihr waret in Austerlitz in der Schlacht, wo Ihr allein 30.000 Russen gefangen nahmt, um den Namen der Braven zu erhalten“ etc. Napoleon ist mit dem Hauptquartier in Brünn, die Konferenzen werden in Nikolsburg gehalten. Am Vormittag wurde ein Bulletin officiel Brünn am 5. Dezember angeschlagen: „Ihre Majestät der Kaiser von Deutschland wünschen eine Zusammenkunft mit Napoleon zu haben. Napoleon begab sich zu seinen Vorposten, um Franz zu empfangen. Die Unterredung war am 4. und dauerte von 2 bis 4 h nach Mittag. Franz verlangte für seine und die russischen Truppen Waffenstillstand. Von 80.000 Russen sind 40.000 zurückgeblieben. Napoleon hatte den Großmut, ihn mit der Bedingung zuzugestehen, dass die Russen in Etappen-Märschen Deutschland und die beiden Galizien verlassen und nach Haus zurückkehren“. Bald darauf las ich in einem Austerlitzer Extrablatt in Abschrift, worin wir unter Merveldt gewonnen, Berthier gefangen genommen etc. Ich weiß nicht, was ich hierüber denken soll. Ich schrieb an meinen Grafen, Keglevich und Stessel und schloss ihnen alles bei.
Band 05 (V.), Seite 104v
07.12.1805
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