|
3047
1805
12
6
Feucht, windig. Den ganzen Vormittag schrieb ich an Grafen und Keglevich, nach 12 h ging ich eine Welle aus. Im Burgtheater „Vater von ungefähr“, „Tiroler“, im Kärntnertor-Theater „Zwei Posten“. Therese gab die Loge in die Camesinasche Handlung. Eckhart war mittags unser Gast. Audibert erzählte gestern, der Admiral Villeneuve sei in der Schlacht vom 21. Oktober zum Verräter geworden und habe sich von den Engländern mit Willen fangen lassen. Nach Tische kam die Rottruff, blieb da, wir saßen lange und hatten manchen Spaß. Auf der Donau nahe Hugelmanns Kaffeehaus werden mehrere kleine Schiffe zugerichtet und jedes mit einer 6pfündigen Kanone versehen, die nach allen Richtungen verwendet werden kann. In den Arsenalen und Gusshäusern arbeiten die Franzosen unaufhörlich. Mit Stessel sprach ich wegen Fortgang der Insurrektion, und er versicherte mich, wenige Komitate haben guten Willen dazu. In den meisten wird sie lau und ganz klein betrieben, das Veszpremer Komitat erklärte in ihrer Generalkongregation, da der deutsche Kaiser das Land nicht schützen kann, und wir außer Stande sind, uns selbst zu verteidigen, so bleibt uns nichts übrig, als wenn die Franzosen anrücken, uns in ihren Schutz zu werfen. Frieden erschallt es auf einmal in der ganzen Stadt. Alles sagt und versichert einstimmig, Hulin habe durch den Magistratsrat Pöltinger dem Bürgermeister Wohlleben sagen lassen: „Es sei Friede !“ Nach der so mörderischen Schlacht – so erzählt man – haben sich Napoleon und Franz getroffen, sich umarmt, und es begann das so wohltätige Friedensgeschäft. Indessen Ist gewiss, dass Waffenstillstand, dann dass nachmittags ¼ nach 3 h Minister Talleyrand mit 6 Pferden und Bedeckung von mehreren Kavalleristen eilends ins französische Hauptquartier abreiste und Graf Stadion um 10 h nachts dahin folgt. Gegen Abend war ich bei Fritsch, wo das famose 10. Bulletin von der Riesenschlacht bei Austerlitz gewonnen durch die französische Armee am 2. Dezember 1805 durch Piller (?) vorgelesen wurde. 200 Kanonen und fast 200.000 Menschen, die alle zur gleichen Zeit sich schlugen, machten einen schreckenvollen Lärm. Lächerlich ist ihre Angabe von 800 Toten und 1500 bis 1600 Verwundeten, da heute hier schon bei 6000 eintrafen. Fürst Galitzin und Regnier (?) wurden nebst 12 bis 15 anderen Generalen gefangen. Um 7 h kam ich nach Haus, vollendete meine Briefe und gab sie dem Filz samt der Uhr des Preissler (?), und den Extrablättern. Den übrigen Abend blieb ich zu Hause und las Therese und Goldmann Gedichte vor.
Band 05 (V.), Seite 104r
06.12.1805
|