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1805
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Neblig, feucht, abends Regen. Früh schrieb ich. Die dauernden Truppenmärsche bewegten mich, auszugehen. Ich ging in die Theaterkasse, unseren Gästen nachzusehen und schlenderte so herum. Im Burgtheater „Perückenstock“ und „Entführung“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Vologesus“. Therese war zu Haus und lehrte ihre Mädchen. Ich war bei Quarin. Er sagte mir, gestern gab Clarke in der Burg große Tafel, wozu die französischen Generale, Graf Wrbna, Stadion, Gyulay, Baron Quarin und Braun geladen waren. In der Theaterkasse erzählte Nadastini einen Zug der Unzufriedenheit der Holländer. Sie waren gestern zahlreich in einem Vorstadtgasthaus, wo auch er gewesen, zechten, zahlten, gingen, ließen alle ihre Waffen zurück und kamen nicht wieder. Therese und ich gingen zur Rottruff gratulieren. Mittags allein. Nach Tisch plauderte ich herum, kam mit Demmer (?) zusammen, der eben mit der Schikaneder von Nussdorf herein fuhr und erzählte, die Brücke, auf Schiffen und Pontons geschlagen, sei bis auf ungefähr 20 Klafter fertig und käme gerade zwischen Fellners und Schikaneders Haus an Land, wodurch diese beiden Häuser der größten Gefahr ausgesetzt sind. Schikaneder, der eben auch zu uns kam, ist so eigensinnig, seine schönen Möbel nicht retten zu wollen. Heute erschien ein Zirkulare wegen Errichtung verschiedener Patrouillen der Gendarmerie in Österreich zum Auffangen der herumstreifenden Marodeurs, Erhaltung der Sicherheit und Verhütung des Straßenraubes, wozu 240 Deutsche, welche entweder selbst Eigentümer oder Söhne von Eigentümern sein müssen, geworben und angestellt werden. Die Tore der Stadt wurden zum Sperren gerichtet, sind aber noch nicht gesperrt worden. In der Leopoldstadt wurde eingesagt, dass beim ersten Schuss der Kanonen alle Häuser, Gewölbe etc. gesperrt werden und sich keine Menschen auf den Straßen finden lassen sollen. Stessel kam von Eisenstadt, brachte mir geselchtes Fleisch und sagte, dass von Laxenburg aus weiter hinab kein Franzos mehr zu sehen sei. Vom Grafen erhielt ich 2 Briefe und vom Cavriani einen Metzen Mehl. Ich ging aus dem Käntnertortheater zweimal zum Cavriani, war im 3. Stock bei Terzaga und Origoni noch nach 10 h bei mir. Die Franzosen haben am 30. November Preßburg verlassen, so schrieb mir der Graf, und zogen sich in das Marchfeld, wo in diesen Tagen die entscheidende Bataille stattfinden wird.
Band 05 (V.), Seite 103r
02.12.1805
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